The Strokes – “Is This It”

Künstler The Strokes

Die Strokes sind schon auf dem Debüt “Is This It” so gut, dass es Angst macht.
Album Is This It
Label RCA
Erscheinungsjahr 2001
Bewertung

Wer hätte das gedacht? Das nächste Lebenszeichen der Rockmusik kommt ausgerechnet aus New York. Inmitten von Hip-Hop-Regiment und umgedrehten Baseballmützen entwarfen die Strokes eine Musik, die fast so frisch klingt wie die Songs von den Hives.

Weitere Parallelen sind unverkennbar: Als Jungbrunnen erweist sich auch hier der Garagensound, gerne wird mit verzerrten Stimmen und cleanen Gitarren gearbeitet, wie die Schweden haben auch The Strokes einen Guru (der in ihrem Fall JP Bowersock heißt) auch hier haben die Songs Namen wie Werbeagenturen und wie The Hives sehen auch die Strokes aus wie der feuchte Traum jedes Rock´n Roll-Mädchens. Eigentlich sogar noch besser.

Wenn man noch dazu die Lobeshymnen der englischen Musikpresse und die Biografien der Bandmitglieder (Sänger und Songschreiber Julian Casablancas ist Spross eines Modedesigners, Gitarrist Albert Hammond Jr. tatsächlich der Sohn von Albert Free Electric Band Hammond) kennt, könnte man fast meinen, die Strokes hätte sich ein gewitzter Marketing-Mann ausgedacht.

Doch wenn man dann Is This It hört, kommt an der Echtheit der Band kein Zweifel mehr auf. Schon der Titelsong zum Auftakt zeigt die Fähigkeiten des Quartetts: klassischer Rocksound ohne Fisimatenten, superb arrangiert, ohne dass die Songs das überhaupt nötig hätten.

Schon jetzt wird auch der Unterschied zu den Schweden deutlich: Wo die Hives euphorisch und enthusiastisch werden, sind die Strokes desillusioniert und distanziert. Schließlich sind sie Amerikaner. Bei den Schweden hätte die Platte This Is It! gehießen, mit Ausrufezeichen, die Strokes fragen stattdessen, interpunktionslos. Nach einem fein konstruierten Groove bleibt nur Resignation: “I´m just way too tired.”

Auch The Modern Age lässt seine Kraft nicht ausbrechen und stirbt abrupt ab. Barely Legal (jaja, so heißt auch eine Platte der Hives) erinnert mit seinem Pseudo-Disco-Beat und seinen angedeuteten Anzüglichkeiten an Blondie, das unaufhaltsame Someday an die poppigeren Stücke von The Clash, die großartige Single Last Nite ist von Tom Pettys American Girl mindestens inspiriert.

Ausfälle gibt es gar keine, die Polka-Hymne New York City Cops ragt noch einmal heraus. Und auch der Rest ist schon beängstigend gut.

Wegen derSache mit den Flugzeugen und den Hochhäusern spielen die Strokes kaum noch New York City Cops. Sehr schade:

httpv://www.youtube.com/watch?v=vhgYg_ktRdE

The Strokes bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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