Hingehört: Vienna Teng – “Dreaming Through The Noise”

Vienna Teng ist auf der Suche nach sperrigem Adult Pop.
vKünstler Vienna Teng
Album Dreaming Through The Noise
Label Universal
Erscheinungsjahr 2006
Bewertung **1/2

Man soll ja ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen, und eine Platte wohl auch nicht. Doch in diesem Fall macht das durchaus Sinn. Vienna Teng hockt darauf im Wald, mit wirrer Frisur und dem Layering-Look, der eigentlich erst ein paar Monate später modern werden sollte.

Ein hübsches Mädchen, könnte man denken. Vielleicht eine hübsche Platte, könnte die Schlussfolgerung sein. So in der Art von Jossnorah Stonejones, würde die Assoziation lauten. Doch genau das will Vienna Teng offensichtlich vermeiden. Und deshalb ist bloß ihr Profil zu sehen, nicht ihr Porträt. Und rundherum ist ganz viel unspektakuläres Laub. “Seriös!” schreit dieser Teil der Schwarz-Weiß-Optik.

Genau zwischen diesen Polen bewegt sich auch die Musik auf Dreaming Through The Noise. An die nachdenklichen jungen Damen, die das Radio neuerdings so gerne mag, erinnern etwa Whatever You Want mit seinem perlenden Piano und dem dezenten Druck im Refrain, das wunderschöne City Hall oder der hübsche Rausschmeißer Recessional.

Anderes ist ein bisschen Jazz (Blue Caravan zum Auftakt mit Harfe, Besen-Schlagzeug und Vienna Tengs Stimme wie der Hauch des Frühlings; Love Turns 40, das nur Bass und Gesang braucht, um enorm sexy zu werden; 1BR/1BA, das mit Banjo, Saloon-Piano und Bratschen auch einen kleinen Schlenker in Richtung Country nimmt; nicht zuletzt Transcontinental, 1:30 A.M., das von Till Brönners heiserer Trompete das denkbar offiziellste Jazz-Siegel verpasst bekommt.)

Anderes sitzt irgendwo dazwischen, wie das Kuschellied Nothing Without You oder das beinahe verschwindende, an Enya erinnernde Pontchartrain.
Alles in allem haben die eingängigsten Momente durchaus das Zeug, die Adult-Pop-Hörer anzulocken. Aber Dreaming Through The Noise ist dann doch zu sperrig und gewagt, um sie bei der Stange zu halten. Und das darf man ruhig als Kompliment verstehen.

Auch hier zeigt sich Vienna Teng nur im Profil: Eine Live-Version von Blue Caravan:

httpv://www.youtube.com/watch?v=J94L5JvJNjU

Vienna Teng bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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2 Gedanken zu “Hingehört: Vienna Teng – “Dreaming Through The Noise”

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