Lunar Vacation – “Inside Every Fig Is A Dead Wasp”

Künstler*in Lunar Vacation

Lunar Vacation Inside Every Fig Is A Dead Wasp Review Kritik
Nach zwei EPs legen Lunar Vacation ihr erstes Album vor.
Album Inside Every Fig Is A Dead Wasp
Label Keeled Scales
Erscheinungsjahr 2022
Bewertung

Space Travel liegt ja im Trend. Richard Branson macht es, Jeff Bezos macht es, der japanische Milliardär Yusaku Maezawa will bald auch der erste zahlende Weltraumtourist bei SpaceX sein, der Firma von Elon Musk. Ferien auf dem Mond erscheinen da gar nicht mehr so sehr wie ein Hirngespinst, und eine Lunar Vacation könnte, legt man dieses morgen erscheinende Debütalbum zugrunde, eine durchaus reizvolle Angelegenheit sein.

Die Köpfe hinter dieser Band aus Atlanta sind Grace Repasky und Maggie Geeslin, Schulfreundinnen seit der achten Klasse und jeweils für Songwriting, Gesang und Gitarre zuständig. Seit Sommer 2016 sind sie als Band aktiv, komplettiert wird die Besetzung von Matteo DeLurgio (Tasteninstrumente) und Connor Dowd (Schlagzeug). Für die beiden in Eigenregie veröffentlichten EPs Swell und Artificial Flavors bekamen Lunar Vacation viel Lob, als Produzenten für Inside Every Fig Is A Dead Wasp konnten sie Grouplove-Mitglied Daniel Gleason gewinnen.

Nach dem Auftakt mit Purple Dreams No. 4, das sich lediglich als instrumentale Skizze erweist, zeigt schon das folgende Peddler, was den Reiz des Quartetts ausmacht: Ein interessant schwingender Beat trägt die sehr markante Gitarre, die Sensibilität, die im Gesang und Text erkennbar wird, scheint auf den gesamten Sound des Lieds abzufärben. Wer Vergleiche sucht, wird in Shrug mit seiner originellen Gitarrenarbeit und seinem strahlenden Refrain fündig: Das kann man sich wie eine weniger boshafte Variante von Wet Leg oder eine etwas schüchterne Inkarnation von Bleached vorstellen. Unverkennbar ist auch die Ähnlichkeit der Stimme von Grace Repasky zu der von Nina Persson, was etwa im Album-Schlusspunkt But Maybe deutlich wird, der sehr reduziert arrangiert ist und den Gesang deshalb umso heller strahlen lässt. Lunar Vacation selbst benennen etwa Rilo Kiley, Tame Impala, Slow Pulp und Alvvays als Einflüsse, und auch das wird auf Inside Every Fig Is A Dead Wasp schnell nachvollziehbar.

Where Is Everyone? erweist sich als ein richtig guter Song, verfeinert mit vielen schönen Details, Gears wird zugleich schwelgerisch und packend, The Waiting Game beweist, wie gut diese Band Atmosphäre und Spannungsbögen beherrscht. Im akustischen und sehr gechillten Making Lunch (Not Right Now) überraschen Lunar Vacation mit einem Banjo, der Text vereint dazu banale Alltagssituationen und Tiefgründiges. Cutting Corners ist zugleich klassisch und modern, kombiniert einen tollen Drive mit unschuldigem Gestus und wird so ein 125 Sekunden langer Taumel und der beste Track der Platte.

Anemone ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gut Lunar Vacation sowohl Komposition als auch die Arbeit im Studio beherrschen. Insbesondere der ungewöhnliche Gitarreneffekt lässt das Stück uralt und mystisch klingen, auch der Harmoniegesang passt zu dieser Anmutung. Das extrem coole Mold bringt die Stärken von Inside Every Fig Is A Dead Wasp ebenfalls auf den Punkt: Es kann plakativ sein, bleibt durch die vielen überraschenden Elemente aber auch geheimnisvoll.

Wolken, Karos und Bonbonfarben: das knallige Video zu Mold.

Website von Lunar Vacation.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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