Seafret – “Give Me Something”

Künstler Seafret

Seafret Give Me Something Review Kritik
“Give Me Something” ist die erste Veröffentlichung von Seafret.
EP Give Me Something
Label Sony
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Give Me Something ist die erste EP von Jack Sedman (Gesang) und Harry Draper (Gitarre). Sie haben sich Seafret genannt nach dem Nebel über der Nordsee, den sie in ihrer Heimat so oft gesehen haben, der Kleinstadt Bridlington im Nordosten Englands. Rund um die Veröffentlichung dieser EP zogen sie nach London und entwickelten ein beträchtliches Heimweh. „Ich vermisse das Meer“, sagt Harry Draper beim Gedanken an Bridlington. „Wenn du dort lebst, nimmst du es als selbstverständlich hin. Ich habe es noch nie zuvor vermisst. Du merkst gar nicht, was es mit dir macht, wenn du von dort stammst.“

Er ahnte bei dieser Aussage wohl schon, dass Seafret nicht so schnell zurückkehren würden, denn Give Me Something brachte ihnen zum einen sehr viel Aufmerksamkeit ein und offenbart zum anderen, wie groß der Appeal ist, der in dieser Musik steckt. Radiohörer, für die es schöne Melodien gibt, passen da ebenso in die Zielgruppe wie das Feuilleton, das sich an den fein beobachteten Alltagsgeschichten abarbeiten kann, die in den Texten von Seafret stecken.

Dass diese EP so ausgereift, intensiv und frisch klingt, ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, wie überschaubar die Ambitionen zu Beginn dieser Bandgeschichte waren. Der Sänger und der Gitarrist lernten sich bei einem Open-Mic-Abend kennen. „Wir haben angefangen, Songs aus dem Nichts zu schreiben“, erklärt Jack Sedman. „Ich hatte vorher noch nie einen Song geschrieben. Ich habe die Musik geliebt, aber ich hatte nie etwas geschrieben. Es hat sofort gepasst. So haben wir Schreiben gelernt: durch Spielen und die Chemie zwischen uns.“

Gerade für diese sehr besondere Chemie findet man eine Bestätigung in den fünf Liedern von Give Me Something. Der Titelsong eröffnet die EP und unterstreicht das sogleich: Die Stimme ist toll, wenn sie barmt „Take me to a place I believe in“, aber die Gitarre glänzt ebenso, noch besser ist das ebenso sanfte wie kreative Schlagwerk. Explosion entwickelt viel Dramatik und Kraft, passend zum Songtitel und zur zentralen Zeile „Love is more like a loaded gun than a safety net to fall back on.“ Play With Guns setzt nur auf Gitarre und etwas Klavier, dazu diese Stimme, die hier an Eskobar denken lässt. Did We Miss The Morning bietet zusätzlich zu den typischen Seafret-Elementen ein bisschen Chor, Klavier und Bongos, außerdem die schönsten Zeilen dieser EP: „We walk a heart shaped map / with our backs to the sun“. Dazu gibt es noch eine akustische Version von Give Me Something.

Nur einen Nachteil hat diese EP: Man kann nicht recht erkennen, wohin sich Jack Sedman und Harry Draper nach diesem Erstlingswerk noch entwickeln wollen, weil vieles hier schon so durchdacht, tief und definiert ist. „Wir waren nie darauf aus, nur einen einzigen Hit aufzunehmen. Mir streben nach etwas mit mehr Gewicht. Die Leute sollen eine Vorstellung davon bekommen, wofür diese Band steht, nicht bloß einen einzelnen Song kennenlernen“, beschreibt Draper das Ziel für diese Platte. Das haben sie mit Give Me Something mehr als erreicht.

Keine Überraschung: Das Video zu Give Me Something spielt am Wasser.

Website von Seafret.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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