Submarine Review Kritik

Submarine

Film Submarine

Submarine Review Kritik
Oliver (Craig Roberts) und Jordana (Yasmin Paige) sind ein Außenseiter-Paar.
Produktionsland UK, USA
Jahr 2010
Spielzeit 97 Minuten
Regie Richard Ayoade
Hauptdarsteller*innen Craig Roberts, Yasmin Paige, Sally Hawkins, Paddy Considine
Bewertung

Worum geht’s?

Das Leben als Teenager in Wales Mitte der 1980er Jahre wirkt auf Oliver Tate, 15, wie ein hartes Schicksal. Er ist nicht sonderlich beliebt in seiner Schule, weil er gerne uralte Bücher liest und Gedichte schreibt, was eher verschroben wirkt als Coolness-Punkte einzubringen. Er beobachtet mit Argusaugen die kriselnde Beziehung seiner Eltern, weil er befürchtet, seine Mutter könne mit einer halbseidenen Jugendliebe durchbrennen, die kürzlich wieder in die Nachbarschaft gezogen ist, und sein Vater sei zu phlegmatisch, um etwas dagegen zu unternehmen. Aufregung und Anerkennung kommen erst in sein Leben, als er – ein wenig zu seiner eigenen Überraschung – die gleichaltrige Jordana als Freundin gewinnen kann. Auch bei ihr zuhause gibt es allerdings Anlass zur Sorge: Ihre Mutter leidet an einem Hirntumor, eine Operation steht bevor, bei der nicht sicher ist, ob sie den Eingriff überleben wird. Durch diese Umstände steht Oliver bald vor der Entscheidung, ob er seine eigene, gerade zwei Wochen alte Beziehung retten will oder die seiner Eltern – und er ahnt bereits, dass er womöglich keins von beiden aus eigener Kraft vermag.

Das sagt shitesite:

Oliver Tate starrt gerne vor sich hin ins Leere wie Benjamin Braddock in Die Reifeprüfung, als ob er dort irgendeinen entscheidenden Hinweis über den Sinn des Lebens oder wenigstens seine eigene Zukunft finden könnte. Er verkörpert eine riesige Diskrepanz beim Blick auf seinen Platz in der Welt, wie man es beispielsweise auch bei Holden Caulfield aus dem Fänger im Roggen beobachten kann: Er selbst sieht sich als erhaben, klüger und tiefgründiger als alle anderen. Diese anderen sehen ihn jedoch lediglich als unscheinbaren Sonderling. So darf man wohl auch den Titel des Films nach Joe Dunthornes gleichnamigem Roman verstehen: Die U-Boot-Besetzung sieht sich selbst als Elite, ist von außen aber nicht einmal dann zu sehen, wenn sie zuschlägt.

Dass sich Submarine auf wenige Figuren konzentriert, denen der Film dabei um so näher kommt, ist dabei einer der vielen Pluspunkte dieser stimmungsvollen Coming-Of-Age-Geschichte. So reduziert das Ensemble ist, so groß sind die stilistischen Freiheiten, die sich Regisseur Richard Ayoade nimmt, von der Kameraführung über die sehr clever eingesetzten Trick-Effekte bis hin zum toller Soundtrack mit fünf Songs, die Alex Turner (Arctic Monkeys) eigens für den Film geschrieben hat.

Oliver steht dabei klar im Zentrum und ist unverkennbar (wie alle Teenager) ein Egozentriker – allerdings einer von der Sorte, die noch meint, ihre eigene Überlegenheit bevorzugt zum Wohle der Mitmenschen einsetzen zu können. Genau daraus bezieht Submarine seinen skurrilen Humor, seine Tiefe und auch eine gute Portion Schwermut: Manche der Dinge, die auf seine Umwelt seltsam oder gar abartig wirken müssen, tut Oliver aus einem übersteigerten Mitgefühl, aus dem oft genug erkennbar wird, wie wenig er die sozialen Konventionen dieser Welt und manchmal auch die Wünsche der Menschen in seinem engsten persönlichen Umfeld wirklich versteht. Letztlich ist das die entscheidende Stärke dieses Films: Er kann schmunzeln über seine Hauptfigur, ohne sich über sie lustig zu machen.

Bestes Zitat:

“Ich weiß nicht, ob ich jetzt erwachsen bin. Aber auf jeden Fall bin ich älter.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.