The Art Of Football

Film The Art of Football – Die Kunst des Fußballs von A bis Z

The Art Of Football Review Kritik
Mit Sketchen und Interview blickt John Cleese auf “The Art Of Football”.
Originaltitel The Art Of Football
Produktionsland Frankreich, USA, Deutschland
Jahr 2006
Spielzeit 114 Minuten
Regie Hermann Vaske
Hauptdarsteller*innen John Cleese, Tom Konkle
Bewertung

Worum geht’s?

Regisseur Hermann Vaske geht in The Art Of Football der Frage nach, ob man Fußball als Kunstform betrachten kann. Moderator John Cleese, bekannt als Mitglied von Monthy Python und selbst ein glühender Fan von West Ham United, präsentiert dazu ein Alphabet voller Antworten, von A wie “Angreifer” bis Z wie “Zeitgeist”. Zu jedem Buchstaben gibt es einen Sketch sowie Material mit Szenen aus Fußballspielen, garniert mit vielen Interviews, die teilweise aus dem Archiv stammen, teilweise eigens für diesen Film geführt wurden. Neben einstigen und aktuellen Fußball-Stars wie Franz Beckenbauer, Pelé, Michel Platini, Kaká, Thierry Henry, Ronaldo und Michael Ballack kommen dabei auch Prominente aus anderen Bereichen zu Wort, etwa US-Politiker Henry Kissinger oder Schiedsrichter-Legende Pierluigi Collina. Und natürlich äußern sich auch Künstler zu den möglichen Parallelen ihres Metiers mit dem Fußball, darunter Schauspieler Dennis Hopper, Regisseur Wim Wenders oder die Popstars Elton John und Dave Stewart.

Das sagt shitesite:

Sieht man brutale Grätschen, destruktive Taktiken oder pöbelnde und aufs Spielfeld rotzende Profis, fällt es sicherlich schwer, eine Verbindung zwischen Fußball und erhabenen Künsten wie der Malerei, Literatur oder Musik zu finden. Die Parallelen sind Verehrern des Sports mit dem runden Leder aber natürlich schon vor The Art Of Football aufgefallen. Im Portugiesischen gibt es den Begriff „futebol arte“, im Englischen spricht man bei besonders gelungenen Spielzügen von „The beautiful game“. Die deutschen Sportredakeure Rüdiger Barth und Giuseppe die Grazia schreiben in ihrem Buch Die 10 – Die Magier des Fußballs über die Kreativspieler mit der entsprechenden Rückennummer, diese „ziehen die Fäden, sie verströmen den Zauber des Unerwarteten und machen aus Fußball das Spiel, das manchmal größer ist als das Leben“. Auch Begriffe wie Aura, Charisma, Intuition und Sensibilität assoziiert man längst mit den Akteuren, die das Geschehen auf dem grünen Rasen in besonderer Weise prägen. Michel Platini vergleicht Stürmer hier mit Wissenschaftlern, die erfinderisch und kreativ sein müssen, um sich gegen die Verteidigung durchsetzen zu können, Wim Wenders fühlt sich beim Fußball an die Wirkung von Rock’N’Roll erinnert und bezeichnet besondere Tore als Gemälde, die im kollektiven Gedächtnis bleiben.

Dass die Frage, ob Fußball auch Kunst sein kann, hier bejaht wird, ist vielleicht nicht ganz überraschend. Die Umsetzung in Form des A-Z ist aber (trotz der manchmal etwas bemüht wirkenden Sketche) durchaus originell und profitiert natürlich enorm von der süffisanten Art, die John Cleese zueigen ist und mit der er es in diesen knapp zwei Stunden schafft, den Sport zugleich zu glorifizieren und auf die Schippe zu nehmen. Manche der gewählten Buchstaben sind naheliegend, andere Begriffe wirken zunächst weit hergeholt und dann umso amüsanter. Seinen Humor gewinnt das Format auch durch die Ansprechhaltung: Es wirkt, als sei es für Novizen konzipiert, die noch keinerlei Berührungspunkte mit Fußball hatten (zum Beispiel ahnungslose Amerikaner, die in einem der Sketche ihr Fett weg kriegen), steckt aber natürlich voller Anspielungen und Gags für Insider. Neben vielen schönen Toren bietet The Art Of Football so einen unterhaltsamen, inspirierenden und abwechslungsreichen Blick auf den beliebtesten Sport der Welt, der auch für eingefleischte Fußballfans noch einige interessante Erkenntnisse bietet – und nicht zuletzt zeigt, wie universell die Kraft des Fußballs ist, weil es darin, genau wie in der Kunst, letztlich um Verständigung geht.

Das beste Zitat stammt von Arsene Wenger:

“Es darf nicht das Ziel sein, kleinlich zu gewinnen. Das Ziel muss sein, mit Stil und Klasse zu gewinnen.”

Ein Ausschnitt aus dem Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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