The Revenant

Film The Revenant – Der Rückkehrer

The Revenant Review Kritik
Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) muss sich alleine zurück in die Zivilisation kämpfen.
Produktionsland USA
Jahr 2015
Spielzeit 156 Minuten
Regie Alejandro G. Iñárritu
Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Forrest Goodluck
Bewertung

Worum geht’s?

Auf reiche Beute hoffen die Trapper, die in den 1820er Jahren in den Rocky Mountains unterwegs sind. Zunächst läuft ihre Expedition auch erfolgreich. Dann wird ihr Lager allerdings von Indiandern überfallen, die in der Gegend zuhause sind. Viele der Trapper kommen ums Leben, auch ein großer Teil der Felle und damit des erhofften Gewinns geht verloren. Wichtigstes Ziel ist es jetzt, sich zurück ins Fort zu retten. Um den Indianern aus dem Weg zu gehen, die ihnen womöglich nachsetzen, entscheiden sie sich für eine schwierige Route durch die Berge. Hugh Glass hatte diesen Weg empfohlen, der die Gegend am besten kennt. Ausgerechnet ihm wird dieser Vorschlag aber zum Verhängnis: Er wird von einem Grizzly angegriffen und überlebt schwer verletzt. Die anderen Männer entscheiden sich, ohne ihn weiter zu ziehen. Bei Glass bleiben nur sein Sohn Hawk, der junge Jim Bridger und der ehemalige Soldat John Fitzgerald. Sie haben dem Chef der Expedition versprochen, sich um Glass zu kümmern und ihn ordentlich zu bestatten, wenn er nicht durchkommen sollte. Gerade Fitzgerald will diesen Schwur aber lieber heute als morgen brechen: Je länger die kleine Gruppe auf den Schwerverletzten aufpassen muss, desto größer wird die Gefahr, von den Indianern eingeholt zu werden oder im immer härter werdenden Winter zu erfrieren. Um sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen, räumt er Hawk aus dem Weg und behauptet gegenüber Bridger, der Verletzte sei gestorben. Hugh Glass befreit sich allerdings aus dem Grab, das ihm Fitzgerald bereitet hat, und macht sich auf eigene Faust auf den Weg zurück ins Leben und ins Fort. Sein wichtigster Antrieb dabei: Er will Fitzgerald, der ihn im Stich gelassen und seinen Sohn getötet hat, zur Rechenschaft ziehen.

Das sagt shitesite:

Gewaltiger Bilder, brillante Kameraführung, ein (pardon) bärenstarker Hauptdarsteller, kitschfrei eingebundene Elemente von indianischer Mystik und ein interessanter Blick auf durchaus aktuelle Themen wie Rassismus, Profitgier und die Frage, wie sehr wir Familie eigentlich über Abstammung definieren: The Revenant setzt sich dank solcher Zutaten mühelos über das Problem hinweg, dass hier letztlich eine sehr einfache Geschichte erzählt wird.

Regisseur Alejandro G. Iñárritu (21 Gramm, Babel) stellt letztlich zwei Kräfte in den Mittelpunkt seines Films, dessen Figuren zum großen Teil auf historischen Vorbildern beruhen: Die erste davon ist der Wunsch nach Vergeltung. Viele der Protagonisten in The Revenant sind auf ihrem ganz persönlichen Rachefeldzug. Da ist ein Indianerhäuptling auf der Suche nach seiner Tochter, die – wie er zutreffenderweise befürchtet – von Weißen entführt wurde. Da ist Fitzgerald, der im Gefühl lebt, im Leben immer zu kurz gekommen zu sein. Und da ist Hugh Glass, der als Experte für die Berglandschaft sowohl einen herausgehobenen Status innerhalb der Expedition hat als auch ein Außenseiter ist, denn seine Frau war Indianerin, die bei einem Überfall auf ihr Dorf getötet wurde, sein Sohn Hawk ist ein Halbblut. Er versucht nach wie vor, diesen Verlust zu verarbeiten, und als er auch noch um Hawk trauert, ist Rache sein einziges Ziel. Seine Hoffnung auf ein friedliches und vertrauensvolles Miteinander der Ethnien und Nationalitäten wurde schon beim Tod seiner Frau erschüttert, im Verrat Fitzgeralds wird sie vollends zerstört.

Die zweite Kraft ist der pure Überlebenswille, der in The Revenant genau aus diesem Durst auf Rache gespeist wird. Nicht nur die fragile Loyalität innerhalb der Gruppe ist hier eine Herausforderung. Vielmehr wird der Zusammenhalt maximal herausgefordert durch die Angst vor einem erneuten Überfall durch Indianer und durch die Härte der Natur, deren Erbarmungslosigkeit den menschlichen Feinden in nichts nachsteht: Schnee, Regen, Kälte, wilde Fluten und steile Hänge machen den Trappern zu schaffen, die Natur scheint ihnen dieselbe Botschaft zu senden wie die Eingeborenen: Ihr habt hier nichts verloren, ihr solltet lieber das Weite suchen. Der Film schafft es, diese Brutalität in drastischen Bildern von Skalpieren, Töten und Vergewaltigen einzufangen, ohne sie als zwangsläufig oder gar heorisch erscheinen zu lassen. Die Brutalität bleibt stets brutal, es gibt keine Sieger dabei.

So sehr hier die Entschlossenheit und Zähigkeit eines einzelnen Manns überhöht wird, so meint man auch deshalb den Kern von The Revenant in einer anderen Botschaft zu erkennen: Die Welt ist uns oft so feindlich gesonnen und wir sind als Lebewesen so verwundbar, dass wir langfristig nur durch eine Strategie überleben können – nämlich durch das Miteinander mit anderen Menschen.

Bestes Zitat:

“Ich habe keine Angst mehr zu sterben. Ich war schon einmal tot.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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