ZHU – “Faded Remixes Unreleased”

Künstler*in ZHU

Faded ZHU Review Kritik
“Faded” brachte ZHU eine Grammy-Nomminierung ein.
EP Faded Remixes Unreleased
Label Mind Of A Genius
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Faded war einer der größten Dance-Hits des Jahres 2014. Steven Zhu, der zunächst mit Radio-Airplay viel Aufmerksamkeit bekam, kletterte gleich mit dieser ersten Single aus der EP The Nightday hoch in die US-Dance-Charts und erreichte sogar die Top5 im UK, in Australien und Dänemark. Viel wurde damals darüber geschrieben, dass er chinesiche Wurzeln hat. Er galt damit als Gegenentwurf der vermeintlich einzig existierenden Ausprägungen in der Welt der Tanzmusik, in der es in der Wahrnehmung einiger Szenebeobachter angeblich ausschließlich weiße Studiofrickler und schwarze Discomonster geben sollte.

Vielleicht sorgte auch diese Debatte dafür, dass ZHU recht lange von den Lorbeeren zehren konnte, die ihm Faded einbrachte, das sogar für den Grammy als “Best Dance Recording” nomminiert war. Erst zwei Jahre später ließ er sein erstes Album folgen, in der Zeit seitdem hat er mit Skrillex oder Tame Impala gearbeitet und lieber auf weise gewählte und prominente Festivalauftritte gesetzt als auf Omnipräsenz.

Die Neubearbeitungen, die sich auf Remixes Unreleased finden, zeigen allerdings, dass weder eine exklusive Veröffentlichungspolitik noch die Debatte um Ethnien der Grund für den Erfolg von Faded waren. Vielmehr ist das einfach ein bärenstarker und dabei sehr ungewöhnlicher Track. Das gilt für den Sound, mindestens genauso sehr aber für den Text: Der ist gerade das Gegenteil von der üblichen Einladung zum Tanzen. Stattdessen hört man hier eher die Kapitulation nach einer durchtanzten Nacht mit der Erkenntnis: Ich kann nicht mehr, lass uns gehen – und vielleicht passiert ja auch dann noch etwas Magisches.

Dass es auf dieser Sammlung einen Magician Remix gibt, passt also bestens, dieser setzt auf mehr Filter und verleiht Faded somit mehr Dunkelheit und Geheimnis. Der Tâches Remix betont die Deep-House-Gene, die im Original stecken, und fügt erfreulich viel Eigenes hinzu. Der Odesza Remix wird unter anderem durch den verzerrten Bass fast rockig, der Lido Remix hingegen bewegt sich in Richtung Ambient, wobei er die Vorlage am stärksten zerstückelt und dabei auch den Gesang kaum noch erkennbar lässt. Der Amtrac Remix stellt den Geist von Faded auf den Kopf und kommt sogar damit durch: Diese Version klingt turbulent, aufstachelnd und straight – und beweist damit ebenfalls, wie viel Substanz in diesem Hit von ZHU steckt.

Der Odesza-Remix von Faded.

ZHU bei Twitter.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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