Draufgeschaut: V wie Vendetta

V (Hugo Weaving) und Evie (Natalie Portman) leben im Untergrund.
V (Hugo Weaving) und Evie (Natalie Portman) leben im Untergrund.
Film V wie Vendetta
Produktionsland USA, Großbritannien, Deutschland
Jahr 2006
Spielzeit 132 Minuten
Regie James McTeigue
Hauptdarsteller Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Rea, John Hurt, Stephen Fry
Bewertung

Worum geht’s?

Großbritannien in nicht allzu ferner Zukunft: Die Angst vor Terror, Gesundheitsgefährdung und Krieg hat eine ultra-konservative Regierung genutzt, um die Macht zu ergreifen. Überwachung, Willkür und subtile Propaganda sind an der Tagesordnung, es gibt eine nächtliche Ausgangssperre und massenhafte Verhaftungen von Delinquenten. Im Untergrund kämpft V gegen dieses System: Am 5. November, dem Jahrestag der Pulververschwörung von Guy Fawkes im Jahr 1605, sprengt er das Gerichtsgebäude in London in die Luft. Danach kapert er ein Fernsehstudio und ruft die Nation auf, sich am nächsten Jahrestag massenhaft zu erheben und für Meinungsfreiheit zu kämpfen. Dabei wird Evey beinahe durch Zufall zu seiner Komplizin: Sie rettet ihn vor dem Zugriff der Polizei und muss dann gemeinsam mit ihm in den Untergrund gehen. Dort wird klar, dass sie selbst genug Gründe hat, sich gegen das Regime aufzulehnen. Denn V deckt ein Komplott der Regierung auf, zu dessen Opfern auch die Eltern und der Bruder von Evey gehören.

Das sagt shitesite:

John Hurt, der in Michael Radfords Verfilmung von 1984 noch Winston Smith spielt, also das Opfer von Big Brother, schlüpft hier in die Rolle des Großkanzlers Adam Sutler, eines größenwahnsinnigen Diktators, der auf genau die gleichen Methoden von Manipulation und Überwachung setzt. Dieser Rollentausch ist ein nettes Detail und durchaus typisch für V wie Vendetta: Große – und in Zeiten von Vorratsdatenspeicherung, NSA & Co. zudem hoch aktuelle Themen – werden hier mit feiner Ironie angegangen, beinahe mit einer Attitüde von Punk, ohne dass sie deshalb an Bedeutung verlieren oder das Appellative dieser Comicverfilmung abgeschwächt würde.

Ähnlich wie bei Matrix (die Wachowski-Brüder sind hier als Drehbuchautoren und Produzenten tätig) ist es eine Diktatur des Bigotten, die zum Feindbild wird. V kämpft gegen ein totalitäres System, dessen einziges Ziel der Konformismus ist. Mit einer wunderbaren Ästhetik wird er als einsamer Held irgendwo zwischen Batman und den drei Musketieren inszeniert. Seine Sprache ist maximal elegant, und sie bildet damit den ultimativen Gegensatz zum blökenden Geschrei in den Ansprachen des Großkanzlers. Wer für die Kultur kämpft, wird in V wie Vendetta als Terrorist gebrandmarkt, wer sich als Hüter wahrer Werte aufspielt, ist in Wirklichkeit ein Barbar.

Die beiden erstaunlichsten Effekte sind aber andere: Erstens gelingt es V in der wunderbar vielschichtigen Beziehung zu Evie erst durch eine grausame Quasi-Gehirnwäsche, ihr seine Ziele, seine Entschlossenheit und seine Rechtfertigung wirklich deutlich zu machen – er nutzt (auch durch seine symbolischen Terrorakte und die Fernsehansprachen an die Bevölkerung) also dieselben Methoden wie das Regime. Zweitens verweist V wie Vendetta immer wieder auf die Diskrepanz zwischen Denken und Handeln, zwischen dem Geist und der Tat – und gewinnt gerade dadurch seine Radikalität.

Bestes Zitat:

„Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben. Eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben.“

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=COjUIMNyPKQ

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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