Southpaw (Music From And Inspired By The Movie)

Künstler Diverse

Cover des Soundtracks zum Boxerfilm Southpaw
Der Southpaw-Soundtrack zeigt die Parallelen von Rap und Boxen.
Album Southpaw (Music From And Inspired By The Movie)
Label Shady Records
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Rituale, Kraft, Inszenierung – die Parallelen zwischen Rap und Profiboxen sind nicht schwer zu erkennen. Wunderbar zusammengeführt werden sie derzeit im Kino im Boxerdrama Southpaw mit Jake Gyllenhaal. Für den dazugehörigen Soundtrack hat Eminem als Executive Producer fungiert und, das ist der weitaus spektakulärere Teil seiner Tätigkeit, einige neue Tracks abgeliefert.

Um in Bilde zu bleiben: Der fast 43-Jährige ist darauf bestens in Form. So kampflustig wie in Kings Never Die hat man ihn schon lange nicht mehr erlebt. Fast genauso erstaunlich: Gwen Stefani klingt in ihrem Gastauftritt fast wie Kate Pierson von den B-52s.

Als ein Teil von Bad Meets Evil rettet Eminem das zunächst etwas uninspirierte Raw. In seiner abenteuerlustigsten Inkarnation zeigt er sich in All I Think About (ebenfalls von Bad Meets Evil). Das Duett mit seinem Bandkollegen Royce da 5’9“ ist kein Duell, vielmehr spielen sie sich die Bälle zu. Und die Single Phenomenal ist zwar nicht wirklich phänomenal, zeigt aber, dass die Vorstellung eines erwachsen gewordenen Eminem gar nicht so schrecklich ist.

Daneben bietet der Southpaw-Soundtrack zwei instrumentale Songs aus der Filmmusik des inzwischen verstorbenen Komponisten James Horner und mit Notorious Thugs des längst verstorbenen The Notorious B.I.G. einen Klassiker, der ein ziemlich wichtiger Baustein auf dem Weg war, den so viele der hier vertretenen Acts später beschritten haben. Mit Wicked Games gibt es auch einen bisher unveröffentlichten Track von The Weeknd, der hier allerdings wie ein Fremdkörper wirkt – nicht nur, weil ein Schmusesong so wenig zum Boxer-Thema passen will, sondern auch, weil das Qualitätslevel niedriger ist als beim Rest der Songs.

Denn die bieten fast durchweg großes Hip-Hop-Vergnügen mit viel exklusivem Material. Niemand könnte die Zeile “I’m a motherfucking beast” glaubwürdiger schreien als Busta Rhymes in Beast (Southpaw Remix) von Rob Bailey & The Hustle Standard (feat. Busta Rhymes, KXNG Crooked & Tech N9ne). Zugleich fragt man sich, seit wann zur Hölle es eigentlich nicht mehr schick ist, in halsbrecherischer Geschwindigkeit zu rappen, gerne auch begleitet von Metal-Gitarren. Jedes Lied hätte danach wie eine Streicheleinheit auf einer Sommerwiese gewirkt, aber This Corner von Denaun verströmt auch jenseits dieses Kontexts eine reizvolle (und im HipHop ungewöhnliche) Zärtlichkeit.

Die Härte von Beat und Bass kontrastieren in What About The Rest Of Us von Action Bronson & Joey Bada$$ (feat. Rico Love) auf spannende Weise mit dem sanften Gesang und der Botschaft, die er übermittelt: Das ist ein Hilferuf. Slaughterhouse beweisen mit R.N.S. eine sagenhafte Schlagkraft. Drama Never Ends, der Soundtrack-Beitrag von 50 Cent (der auch im Film mitspielt), ist so klassisch wie man sich einen Track vorstellen muss von jemandem, der sich hier „Hip Hop’s Napoleon“ nennt. Zur Taktik von Prhyme (feat. Logic) gehören in Mode ein feiner Groove und spektakuläre Scratches.

Die Musik zu Southpaw ist zwar nicht immer elegant, erzielt aber einige eindrucksvolle Wirkungstreffer. Fazit: Sieg nach Punkten.

Eminem und Jake Gyllenhaal plaudern über Southpaw.

Homepage von Eminem.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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