The Besnard Lakes – “Until In Excess, Imperceptible UFO”

Künstler The Besnard Lakes

Die Lieder der Besnard Lakes schleichen sich gerne heran und haben dann ungeahnte Energie.
Die Lieder der Besnard Lakes schleichen sich gerne heran und haben dann ungeahnte Energie.
Album Until In Excess, Imperceptible UFO
Label Jagjaguwar
Erscheinungsjahr 2013
Bewertung

Was es mit dem Albumtitel auf sich hat? Keine Ahnung. Was es mit den Besnard Lakes auf sich hat? Das ist schnell erklärt: Im Kern handelt es sich um die Gründungsmitglieder (und Eheleute) Jace Lasek und Olga Goreas. Until In Excess, Imperceptible UFO ist ihr viertes Album, aufgenommen wurde es in Laseks Breakglass Studios in ihrer Heimatstadt Montreal im Verlauf eines Jahres, alles haben die beiden selbst produziert und abgemischt. Was es mit der Musik auf sich hat? Jemand von ihrer Plattenfirma Jagjaguwar hat als Genrebezeichnung für die Songs der Besnard Lakes kürzlich “Beautifulcore” vorgeschlagen. Das ist gar keine so dumme Idee.

Die Songs auf Until In Excess, Imperceptible UFO fangen gerne fluffig an und sind am Ende (abgesehen vom stets verträumten Gesang) öfter nahe am Hardrock, und sie nehmen den Hörer so geschickt gefangen, dass man gar nicht so richtig bemerkt, wie es zu dieser Verwandlung gekommen ist. „The Besnards’ stately, slow-to-swell drone-rock epics still have a tendency to creep up on you like a thunderstorm approaching the lakeshore”, hat der Toronto Star dieses Phänomen umschrieben.

Schon 46 Satires am Anfang der Platte belegt das: Eine Synthie-Fläche, Goreas’ ätherischer Gesang und ein verschleppter Rhythmus bilden den Ausgangspunkt, am Ende ist dann plötzlich jede Menge Dynamik da. And Her Eyes Were Painted Gold klingt ein wenig nach Electric Soft Parade, oder aber wie ein deprimierter Heißluftballon, der am Ende seiner Reise doch noch die Schönheit der Welt unter sich erkennt.

Die Flaming Lips, Shoegaze und Brian Wilson sind hier wichtige Koordinaten. The Specter wird eine John-Lennon-Ballade mit toller Atmosphäre. In At Midnight wechseln sich die Stimmen von Lasek und Goreas ab, parallel dazu sorgen auch ein sehr dominanter Bass und verfremdete Föten für einen ähnlichen Kontrast. Beinahe schmerzhaft hoch (für den Hörer und für ihn selbst) ist der Gesang von Lasek in Colour Yr Lights In, bis ihm ein stattlicher ELO-Chor zur Seite springt. Am Ende in Alamogordo versucht sich ein Synthie-Bass in Heimlichtuerei, die wird dann aber im Finale des Songs wieder einmal zerfetzt von etwas, das die pure Wucht darstellt.

In Catalina weichen die Besnard Lakes am stärksten von ihrem Grundprinzip ab, der Song verbietet sich am Ende allzu viel Muskulöses. People Of The Sticks, so etwas wie eine lebensmüde Variante von Echobelly, gönnt sich ein paar dissonante Momente. Das sind wichtige Farbtupfer für ein Album, das von seiner Geschlossenheit und Schönheit lebt. Until In Excess, Imperceptible UFO bietet ganz viele Lieder, die sich aufraffen, die Kraft gewinnen, konkreter werden und Fahrt aufnehmen, ohne ihr Mysterium zu verlieren.

Die Besnard Lakes stellen ihr Album in Montreal live vor:

httpv://www.youtube.com/watch?v=ndD4Go9GoWw

Homepage der Besnard Lakes.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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