Hingehört: The Knife – “Shaken Up Versions”

Mit den Shaken Up Versions entwickeln The Knife ihre eigenen Tracks weiter.
Mit den Shaken Up Versions entwickeln The Knife ihre eigenen Tracks weiter.
Künstler The Knife
EP Shaken Up Versions
Label Rabid Records
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Dass The Knife große Freunde der Evolution sind, ist bekannt: Vor vier Jahren haben Karin Dreijer Andersson and Olof Dreijer eine Oper geschrieben, die auf der Theorie von Charles Darwin basiert und Tomorrow, In A Year heißt. Jetzt legen sie ein Werk vor, auf dem sie ihre eigenen Songs weiterentwickeln.

Ausgangspunkt für die Shaken-Up Versions ist die gerade zurückliegende US-Tour von The Knife. Das Duo aus Schweden, das jahrelang keine Konzerte gegeben hat, war für neun Termine in Amerika unterwegs. Ganz offensichtlich hatten The Knife keine Lust, dabei einfach ein paar Songs ihrer bisherigen vier Alben zu reproduzieren. Also haben sie die nächste Generation erschaffen, quasi Remixes ihrer eigenen Lieder, diese auch live auf die Bühne gebracht und einige davon nun auf der nur digital erscheinenden EP Shaken Up Versions versammelt.

We Share Our Mother’s Help macht den Auftakt und weist mit einer Quasi-Sirene und nervöser Spannung gleich den Weg. In Got 2 Let U klingt Karin Dreijer Andersson wie Björk im Flirtmodus, hinter dem allerdings eine satte Dosis Bösartigkeit versteckt ist. Bird ist einer von etlichen Tracks, der auf Tribal-Percussions setzt, die manchmal beinahe chaotisch wirken, aber trotzdem enorm anziehend. In Stay Out Here gibt es hingegen eine sehr entschlossene Bass Drum, die den Beat beinahe in Richtung Krautrock führt. Auch die Ballade Ready To Lose illustriert wunderbar, wie The Knife mit wenigen Mitteln eine faszinierende und vielschichtige Atmosphäre erschaffen können.

Noch stärker als bei den Originalen tritt bei den Shaken Up Versions aber die Bedeutung der Stimme von Karin Dreijer Andersson hervor. In Pass This On verbreiten die Steel Drums eine trügerische Sommerlichkeit, der Gesang klingt im Kontrast dazu wie von Mephisto persönlich – genauso schmeichelnd und gefährlich. Auch Silent Shout hat in der Neubearbeitung eine mehr als gefällige Melodie und eine pseudofröhliche Instrumentierung, aber beide scheinen eher die Welt zu verhöhnen, denn es gibt in diesem Track auch Pistolenschüsse und vor allem wieder eine Stimme wie von einer Hexe, einem Poltergeist. Without You My Life Would Be Boring singt sie, als habe sie Folter und Fegefeuer überlebt und den Hades gesehen und sei jetzt zurück auf die Erde gekommen, um uns alle zu warnen vor der Sündhaftigkeit der Welt – und vielleicht auch vor der Torheit, nicht das ganze Leben tanzend zu verbringen.

Letztlich zeigen auch die Shaken Up Versions, was The Knife ausmacht: Ihre Musik ist immer ein Abenteuer, behält aber auch die Tanzbarkeit im Auge. Selbst wenn sie Spaß daran hat, plakativ zu wirken, bewahrt sie ein Geheimnis.

Ein seltenes Ereignis: The Knife live auf der Bühne, und zwar in Montreal.

httpv://www.youtube.com/watch?v=eP3eY4lMh28

Homepage von The Knife.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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