Dover – “The Flame”

Künstler*in Dover

“The Flame” zeigt: Dover haben keine Angst vor dem Feuer. Oder dem Abgrund.
Album The Flame
Label Capitol
Erscheinungsjahr 2003
Bewertung

Heroismus war bisher eigentlich Männersache. Die Rettung des Rock galt als Aufgabe des starken Geschlechts. Damit ist Christina Llanos ganz und gar nicht einverstanden. Rock’n’Roll sei ihre wahre Leidenschaft, vielleicht sogar das Einzige, wofür es sich zu sterben lohne, sagt die Sängerin von Dover.

Zwar hat der Rock derlei Märtyrer momentan Gott sei Dank gar nicht nötig. Doch wenn man hört, wie Christina Llanos (nicht nur) Die For Rock’N’Roll singt, glaubt man ihr sofort, dass sie sich für ihre Musik in jeden Abgrund, jedes Flammenmeer und mit Sicherheit in jede Kneipenschlägerei stürzen würde.

The Flame heißt das neue Album der vier Spanier, und der Titel hätte kaum treffender sein können. Denn Dover brennen. Sie legen stets all ihre Kraft und Leidenschaft in einen Song, sparen sich nichts auf, sind nach jedem einzelnen Stück mit Sicherheit verschwitzt und außer Atem.

Solcher Einsatz ist freilich noch kein Erfolgsgarant und sollte – wie im Fußball – eigentlich selbstverständlich sein. Dazu muss – wie im Fußball – der Spielwitz kommen, die Kondition, auch die Abgeklärtheit. Dover lassen es auch daran nicht fehlen. Die Stimme von Christina Llanos deckt die ganze Bandbreit von No Doubt bis Sleater Kinney ab, und innerhalb dieser Koordinaten bewegt sich auch die Musik.

Der Titelsong geht zu Beginn ordentlich in die Beine, Honest hat eine famose Dramaturgie, All My Money ist klasse komponiert. Überhaupt findet sich auf The Flame kein einziger schlechter Song. Was allerdings fehlt, ist ein bisschen Originalität und Glamour, was vor allem an der biederen Produktion von Rick Will liegt. Die Platte klingt nicht neu (also, in Zeiten wie diesen: nicht alt) genug, um wirklich aufregend zu sein.

So haben Dover mit diesem Album den Rock zwar nicht gerettet, aber immerhin gebührend gefeiert. Insofern könnte Christina Llanos fast als der weibliche Frank Black durchgehen. Nur dass der nicht über seine Figurprobleme singt.

Der Clip zu Honest wirft die Frage auf, ob es in Spanien keine Friseure gibt:

httpv://www.youtube.com/watch?v=dcaIOhrRT54

Dover bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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