Someone – “Shapeshifter”

Künstler*in Someone

Someone Shapeshifter Review Kritik
“Shapeshifter” schwankt zwischen schlicht und opulent.
Album Shapeshifter
Label Tiny Tiger
Erscheinungsjahr 2021
Bewertung

“It’s a strange, strange world, don’t you think?”, singt die niederländisch-britische Künstlerin Someone im zweiten Lied dieser Platte, begleitet von tollen Streichern und einem recht präsenten Bass. Diese Verwunderung und das folgende Bekenntnis “But I won’t let it get me down” ist vermutlich Ausgangspunkt für all ihre Lieder, die das LOCK Magazine treffend als “Psych-pop dripping in intimacy and surrealism” beschrieben hat.

Man kann das auch gut gleich zu Beginn dieses Albums erkennen, das Someone während des Lockdowns in Amsterdam geschrieben, aufgenommen und produziert hat. In Save Me kombiniert sie zarten, fast flüsternden Gesang mit Picking auf der akustischen Gitarre, das Schlagzeug und Klavier sind ebenso behutsam. “What if I go too deep”, heißt ihre Frage, und diesen Hang zur mitunter gefährlichen Intensität hört man auf Shapeshifter immer wieder heraus.

Ihre Lieder können geheimnisvoll und zerbrechlich sein wie Take It As It Comes oder mit Kontrabass, Trompete und etwas Latin-Flair spielen wie Paris At Midnight oder wie eine zurückhaltende Inkarnation von Courtney Barnett wirken, wie man im einfallsreichen Nothing Really Matters denken könnte. Manchmal bestehen die Stücke auf Shapeshifter tatsächlich nur aus Gesang und akustischer Gitarre (One By One), manchmal sind sie komplex wie der Titelsong, der mit seiner tollen Dramaturgie das gesamte Spektrum von verwunschen bis hell strahlend abdeckt.

I’m Not Leaving wird eines von mehreren Liedern dieser Platte mit Joni-Mitchell-Sinnlichkeit und zugleich großer Souveränität und Eleganz, Empathy glänzt mit einer wunderschönen Melodie und einem bloß dezenten, aber sehr reizvollen Schwung, sogar ihre Version von Blowin’ In The Wind schafft es, zugleich nahe am Original zu bleiben und frisch zu klingen. Bloß in Health funktioniert die das Prinzip von Someone nicht gut: Der Song ist opulent zu Beginn, der mehrstimmige Gesang zwischendurch lässt an die Bee Gees (!) denken, daneben gibt es eine sehr konzentrierte und reduzierte Strophe und obendrauf eine Country-Gitarre, was im Ergebnis etwas unrund wirkt. Erfreulich oft gelingt der Künstlerin, die eigentlich Tessa Rose Jackson heißt, aber die Erfüllung ihres Mottos: “Staying positive and staying playful.”

Das Video zu Strange World scheint ein paar Lockdown-Beschäftigungen zu empfehlen.

Website von Someone.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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