Hingehört: Nneka – „My Fairy Tales“

Künstler Nneka

Positive Energie vermittelt "My Fairy Tales".
Positive Energie vermittelt „My Fairy Tales“.
Album My Fairy Tales
Label Bushqueen Music
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung

„Wenn du dich mir mit Hass näherst, werde ich mich dir mit Liebe nähern“, lautet das Credo von Nneka. „Ich muss stark genug sein, den Hass in Liebe zu verwandeln. Und je mehr du mich hasst, umso mehr werde ich dich lieben, und umso mehr werde ich machen, dass du mich liebst.“

Klingt naiv? Die 33-Jährige ist mit dieser Philosophie bisher jedenfalls ganz gut durchs Leben gekommen. Geboren und aufgewachsen in Nigeria, kam sie mit 19 Jahren nach Hamburg und hat dann mit ihren ersten drei Alben international aufhorchen lassen. Sie spielte Konzerte mit The Roots und Gnarls Barkley, trat 2010 in der Late-Night-Show von David Letterman auf und saß im vergangenen Jahr in der Jury von Nigerian Idol. Die Single Heartbeat (aus ihrem zweiten Album No Longer At Ease) wurde 2009 ein Top-20-Hit im UK.

Jetzt gibt es mit My Fairy Tales ihr viertes Album, und das Bekenntnis zu positiven Vibes findet sich natürlich auch darauf. Die Single My Love, My Love ist dafür sicher das Paradebeispiel: Der Song ist prototypischer Reggae, der aber vor allem durch die Stimme von Nneka besonders wird. Diese 3:33 Minuten könnte man tatsächlich als Medizin gegen Trübsal verkaufen. Auch Surprise hat diesen Effekt: Wenn Optimismus eine Tonart wäre, dann wäre dieses Lied darin geschrieben, es betont das „Energie“ mindestens ebenso sehr wie das „positiv“ im Lebensmotto von Nneka.

Das Faszinierende an My Fairy Tales ist die Bandbreit, die Nneka dieser Grundstimmung abgewinnen kann. Die insgesamt neun Tracks wurden teilweise in Frankreich (von Mounir Maarouf) und Dänemark (vom Silver Bullit-Team) produziert, einen Song hat The Slag (aka Marcus Nigsch) betreut, einmal hat Nneka selbst produziert. Die Ergebnisse haben trotzdem durchweg einen sehr organischen Sound, gehen mal in Richtung Funk (Babylon), werden manchmal ein bisschen elektronisch (In Me) oder sind vom Dub geprägt (Book Of Job).

Believe System setzt auf gezähmte Bläser und wilde Bongos, My Love, My Love (Reprise) bleibt behutsam, Local Champion wird etwas experimenteller und könnte zu M.I.A. passen. Pray For You ist dann wieder so ein Lied, das wirkt, als würde es sich selbst in einen Taumel hinein beschleunigen.

Diese Vielfalt der Facetten liegt auch am Thema von My Fairy Tales. Nneka hat es als Konzeptalbum über das Leben von Afrikanern in der Diaspora angelegt. Und die empfinden nun einmal ein breites Spektrum an Gefühlen, von Freude über Trauer und Stolz bis hin zu Heimweh: „Meine Reisen und meine lange Zeit in Frankreich haben mich dazu gebracht, ein Album zu schreiben, das nicht nur das Leiden der Afrikaner erklärt, sondern auch von Ausdauer, Beharrlichkeit und Dankbarkeit erzählt.“

Auf dem Klo beginnt, tatsächlich, das Video zu My Love, My Love.

Nneka spielt im Frühjahr reichlich Konzerte in Deutschland:

23.03.15 Wiesbaden / Schlachthof

24.03.15 Erlangen / E-Werk

25.03.15 Düsseldorf / Zakk

26.03.15 Berlin / Kesselhaus

31.03.15 München / Muffathalle

02.04.15 Heidelberg / Karlstorbahnhof

09.04.15 Köln / Stollwerk

10.04.15 Hamburg / Fabrik

Nneka bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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