Hingehört: The Baptist Generals – „Jackleg Devotional To The Heart“

Zehn Jahre mussten Fans auf "Jackleg Devotional To The Heart" warten.
Zehn Jahre mussten Fans auf „Jackleg Devotional To The Heart“ warten.
Künstler The Baptist Generals
Album Jackleg Devotional To The Heart
Label Sub Pop
Erscheinungsjahr 2013
Bewertung

Jackleg Devotional To The Heart ist schon acht Jahre alt. Zumindest der Titel, zumindest die Idee. Im Jahr 2005 wollte Songwriter Chris Flemmons, der Mann, der hinter den Baptist Generals steckt, eine Platte diesen Namens aufnehmen, als Nachfolger für das zwei Jahre zuvor erschienene Debüt No Silver/No Gold. Doch dann wanderte das gesamte Material, das er dafür aufgenommen hatte, in die Mülltonne, „because it sounded like any other indie rock-type band.“

Jetzt gibt es endlich das zweite Album der Band aus Denton, Texas. Neben Flemmons waren zwölf weitere Musiker beteiligt, und von einer stinknormalen Indierockplatte kann beileibe keine Rede mehr sein. Die Bandbreite reicht von instrumentalem Garage Rock (Machine En Prolepsis) über eine Bee-Gees-Coverversion (Morning Of My Life wirkt hier plötzlich nicht mehr seicht, sondern wie Existenzialismus) bis hin zur Oblivion Overture, die klingt, als spiele ein klassisches Orchester eine Pixies-Ballade (wenn die Pixies jemals Balladen gemacht hätten).

Dazwischen gibt es reichlich Abenteuer. In Turnunders And Overpasses baut sich alles um eine akustische Gitarre herum auf, das Ergebnis wird schnell hypnotisch (auch dank gut versteckter Streicher). Die flirrende Marimba-Atmosphäre von Broken Glass verwandelt sich plötzlich in etwas Kraftvolles, in seinen letzten Momenten sogar Hymnisches. Floating beginnt als Kakophonie, aus der sich schließlich ein sanftes, rührendes, nur auf Gitarre und Gesang reduziertes Lied herausschält. Fast schmerzhaft monoton kommt 3 Bromides mit maschinellem Beat, ein bisschen Bass und einem eher gesprochenen denn gesungenen Text daher.

Zusammengehalten wird all dies zum einen von Chris Flemmons‘ brüchiger Stimme, die nach wie vor gut erkennen lässt, warum die Musik der Baptist Generals einst gerne als „drunken folk“ bezeichnet wurde. Besonders gut zur Geltung kommt das, wenn er vom Verlust singt, von der Erkenntnis dass die Liebe eine scheißkomplizierte Sache ist, und dass Beziehungen die Hölle sein können. „Make no doubts about it / you will lose it“, heißt es etwa in Oblivion, auch in Snow On The FM („You’re just a shadow in my empty arms“) ist das Thema sehr präsent.

Zum anderen funktioniert Jackleg Devotional To The Heart dank etlicher Momente, die nicht nur wohlklingend, sondern auch sehr zugänglich sind. Das akustische Clitorpus Christi gehört dazu, auch das druckvolle Dog That Bit You, das man durchaus in der Nähe von Tom Petty ansiedeln könnte. Und vor allem My O My, mit Streichern, einem einladenden Americana-Feeling und herrlich wehmütig – das beste Lied auf einer sehr besonderen Platte.

Die Baptist Generals spielen Dog That Bit You live:

httpv://www.youtube.com/watch?v=G5EN6rrWVfc

Homepage der Baptist Generals.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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