Künstler | Jeff Cascaro | |
Album | Soul Of A Singer | |
Label | Herzog Records | |
Erscheinungsjahr | 2006 | |
Bewertung |
Keine Frage: Singen kann dieser Mann. Er hat es bewiesen, bei der Unplugged-Tour der Fanta 4 und im Ray-Charles-Programm des Hessischen Rundfunks. Er hat sogar versucht, es anderen Leuten beizubringen, als Stimmtrainer bei Deutschland sucht den Superstar.
Dieser Hinweis führt schon in die richtige Richtung. Ein “gereifter Entertainer” ist er laut Presse-Info, der hier “elf Ausnahmestücke” interpretiert. Das trifft auch zu. Allerdings nur in dem Sinne, dass hier Leute, die eine Menge von ihrem Handwerk verstehen, einer Sache nachgehen, die sie sehr gerne tun. Doch keiner von ihnen muss diese Musik machen. Sie alle haben schon als Söldner gearbeitet in anderen Genres und für Kanaillen wie Stefan Raab. Was Soul Of A Singer deshalb fehlt, ist eine eigener Wille, eine eigene Richtung, ein eigenes Gesicht. Und, ausgerechnet: Seele.
Holler oder Do You Believe klingen geschmackvoll im Sinne von 70er-Softporno-Geschmack. Waiting ist nicht einmal eine Klangtapete, sondern höchstens noch der schmierige Kleister, der die Wand herunterglitscht. Das bisschen Substanz von I’m Talking To You Baby wird von der klinischen Professionalität aller Beteiligten mühelos zerquetscht.
Nicht alles ist ganz schlecht. I’ll Be Fine ist trotz des unangenehm gepressten Gesangs ganz hübsch, aber viel zu lang. Das Cover von Lionel Richies Love Will Find A Way wird immerhin recht funky, das Titelstück hat eine schlimme Schwüle, aber auch eine gewisse Lässigkeit. Und das beste Stück der Platte (was bedeutet: das einzig erträgliche), Summerlove, ist erstaunlich smooth.
Dennoch ist die Platte ein einzigartig klarer Beweis für die These, dass Kunst eben nicht von Können kommt: So viele Klischees und so wenig Inspiration hat man selten von so guten Musikern gehört.
Jeff Cascaro erklärt im Interview, warum er so toll ist:
httpv://www.youtube.com/watch?v=kw1GMVf3g8E
Was für eine absurde Rezension – wenn man das überhaupt so nennen kann. Die Frage, wie viel Können in der Kunst stecken darf (oder sollte), wird am Ende niemand sicher beantworten können. Spielt doch der eigene Geschmack immer eine entscheidende Rolle. Und bis dahin habe ich durchaus Verständnis: wenn einem die Musik von Jeff Cascaro nicht gefällt, dann ist das halt so. Und von mir aus kann man das auch im Internet zum Besten geben. Aber zu schreiben, dass die Platte noch “nicht einmal Klangtapete” sei, ist deutlich daneben. Vielleicht kann man ja nicht mehr erwarten von jemandem, der “einen guten Teil der Jugend auf dem Fußballplatz verbracht” hat und sich Bildung “nebenher” hat angedeihen lassen. Ich will nicht despektierlich wirken, aber möglicherweise liegt dort tatsächlich die Erklärung.
Die CD ist schon soundmäßig ein Knaller. Das sagt zwar noch nichts über die Qualität der Kompositionen aus, spielt bei Pop-Musik dennoch eine wichtige Rolle. Jeff Cascaro singt großartig; und zwar nicht nur technisch. Das zumindest gesteht der Autor der Rezension ihm zu (auch wenn seine diesbezüglichen Erfahrungen von einer Tournee der Fantastischen Vier stammen, die, wie wir ja alle wissen, gerade gesangsmäßig ganz weit vorne sind). Jeff Cascaro singt gefühl- und geschmackvoll. Seine Mitmusiker sind nicht nur erste Sahne, ihr Zusammenspiel ist wirklich beeindruckend. Das Titelstück “Holler” ist nicht nur eine Homage an Johnny Guitar Watson (der das im Übrigen absolut verdient hat), sondern ein wirklich geiles Groove-Stück. Klar, die Mischung aus Jazz, Soul und Pop muss man mögen. Jeff Cascaro gelingt diese Mischung m.E. aber ausgezeichnet und ohne spürbare Attitüde. Allein das macht ihn und sein Musik schon sympatisch. Wenn ich dann lese, dass die Nummer “geschmackvoll im Sinne von 70er-Softporno-Geschmack” sei, dann frag ich mich unwillkürlich, wie gut sich der Autor mit Softpornos auskennt. Die Antwort will ich dann aber doch lieber nicht wissen. Dann liest man noch was von schmierigem Kleister… – mag sein, dass einige Nummern so daher kommen. Und, wie gesagt, das muss nicht jedem gefallen. Es muss aber auch nicht zwingend schlecht sein. Immerhin hat der Autor am Ende ein einziges “erträgliches” Stück auf der Platte gefunden. Schade, dass es hier nicht mehr dieser Art “Rezensionen” gibt. Sonst wäre sicher der ein oder andere CD-Tipp für mich dabei. Also: Nix für Ungut! Gehen wir lieber wieder ins Stadion. Oder schauen wir Jan Delay in Wacken zu. Denn das kommt bestimmt auch noch auf uns zu.