Justice – „Cross“

Künstler Justice

Schon wieder Tanzmusik aus Frankreich, die rockt: Justice.
Album Cross
Label Ed Banger
Erscheinungsjahr 2007
Bewertung

Ich zitiere ja immer gerne die unsterbliche Spruchweisheit des Liam Gallagher. Und so soll es auch diesmal geschehen. „All this dance music these days is that same silly beat going DANK DANK DANK and some guy singing ‚We’re all free‘ when you’re not. It’s shit. You go round someone’s house and they put a tune on, and it goes DANK DANK DANK, and you sit there and have a cup of tea, and it’s going DANK DANK DANK. I’ve got to slag it right off.“

Soweit der Mann, der noch mehr pfeilscharfe Aphorismen im Köcher hat als Augenbrauen im Gesicht. Und natürlich bin ich weit davon entfernt, seiner heiligen Liamigkeit zu widersprechen.

Aber: Seit der große Liam so sprach, sind mehr als zehn Jahre ins Land gegangen. Aus dem Material, das heute in Glowsticks steckt, hat man damals noch seltsam riechende Knetmasse hergestellt und die als Spaß verkauft. Zu Tanzmusikveranstaltungen ist man dereinst allen Ernstes noch mit Warnwesten gegangen. Und vor allem hatten die Franzosen damals noch nicht entdeckt, dass man zum Keyboardspielen und als DJ nur eine Hand braucht. Die andere Hand ist also frei für die obligatorsiche Gauloises – und das Zwei-Hände-Problem war es ja, was die Grande Nation jahrzehntelang daran gehindert hat, vernünftige Rockmusik zu machen.

Nun machen die Franzosen einfach Tanzmusik, die rockt. Und am besten machen das Gaspard Augé und Xavier de Rosnay alias Justice. Sie haben uns den unsterblichen Remix von Simians Never Be Alone geschenkt, so etwas wie den letzten Strohhalm für jeden verzweifelten DJ, der endlich etwas Schwung in die Bude kriegen will. Und sie legen nun ihr erstes Album vor, auf dessen Cover ein Kreuz zu sehen ist, und das deshalb qua Konsens schlicht Cross genannt wird.

Von DANK DANK DANK ist das natürlich denkbar weit entfernt. Auf Cross wird dekonstruiert, zerpflückt, verschoben. Alles ist bloß ein Versatzstück, und doch ist alles eins. Kaum zu glauben, dass derlei Kopfmusik so sehr in die Beine gehen kann. Genesis beschwört gleich zum Start Michael Jacksons Thriller herauf, ist ebenso zackig ober doppelt so gespenstisch.

Let There Be Light (na, alle bibelfest hier?) setzt auf eine unerbittliche Hi-Hat voller alttestamentarischem Zorn und geht so sehr in die Beine, dass man den Auszug aus Israel mal eben locker schafft. D.A.N.C.E. könnte auch Tied To Your Iron Chair On A Planet With Quadrupple Gravitation And A Surface Made Of Superglue heißen, und trotzdem würden es mit seiner Kinderstimme und den Quincy-Jones-Streichern jeden, der es hört, zum Tanzen bringen.

DVNO fügt dem, was Daft Punk gemacht haben, zwar nichts hinzu, rockt aber wie Sau. Und im feinen Tthhee PPaarrttyy sorgt eine gewisse Uffie für den nötigen Schwung und Helium-Pop-Faktor.

Fang den Glowstick, Liam!

Nochmal kurz zusammengefasst, worum es hier geht: D.A.N.C.E.

httpv://www.youtube.com/watch?v=daMuNH1lcQE

Justice bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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2 Gedanken zu “Justice – „Cross“

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