Hingehört: Ozark Henry – „Hvelreki“

"Hvelreki" ist ein Belgien schon ein Hit - was nicht verwundert.
„Hvelreki“ ist ein Belgien schon ein Hit – was nicht verwundert.
Künstler Ozark Henry
Album Hvelreki
Label Capitol
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung ***

David Bowie ist ein Fan. Als vor 15 Jahren I’m Seeking Something That Has Already Found Me erschien, das erste Album von Ozark Henry, da war das für Bowie „das Debüt des Jahres“.

Youth mag ihn. Der Star-Produzent (Paul McCartney, Tom Petty, Crowded House), der auch für dieses Album verantwortlich ist und auch gleich Bass darauf gespielt hat, schwärmt von Ozark Henry: „Seine Songs haben geradezu universelle Anziehungskraft.“

Und die Radiomacher in aller Welt müssten eigentlich ganz außer sich sein vor Freude, wenn sie Hvelreki hören, das in Deutschland gerade erschienene sechste Album von Ozark Henry. Denn die Platte bietet feinsten Pop, setzt zu gleichen Teilen auf Klavier und Gitarre und ist gefällig im allerbesten Sinne.

Warum also ist Ozark Henry nicht längst ein Megastar? Vielleicht weil sein Name nicht besonders knackig ist (und auch nicht viel einprägsamer als Piet Goddaer, wie Ozark Henry nämlich mit echtem Namen heißt). Vielleicht, weil der Albumtitel (angeblich ist Hvelreki eine Redensart, mit der man sich in Island einander Glück wünscht) sogar ganz und gar unaussprechlich ist. Höchstwahrscheinlich aber, weil Ozak Henry aus der Pop-Diaspora Belgien kommt – und sich in England, Deutschland oder sonstwo kein Mensch darum schert, dass all seine Platten in seiner Heimat bereits Platinstatus erreicht haben.

Dabei dürften diese Songs tatsächlich überall funktionieren, wo man geschmackssicheren Pop liebt. Out Of This World ist gleich zum Auftakt der erste Beleg dafür. Die Strophe ist zurückhaltend, fast schon Lo Fi, dafür wird der Refrain umso üppiger – und himmlisch.

Yours And Yours Only, eine Geschichte irgendwo zwischen Nähe und Beklemmung, Symbiose und Besessenheit, setzt sehr effektvoll auf ein mächtiges Live And Let Die-Orchester. Die Single This One’s For You ist euphorisierend, danach wird es im mitreißenden Eventide mit seinem dominanten Bass und fast wildem Break erstmals etwas lauter.  Auch Air And Fire hat eine verführerische Dynamik, It’s In The Air Tonight hat viel Stil, mit See The Lions findet das Album einen wunderbar epischen Schlusspunkt.

Nicht alles gelingt. Godspeed bleibt etwas ereignislos und kann auch nicht davon gerettet werden, dass Ozark Henry am Ende ein ganzes Orchester in die Waagschale wirft. A Night Sea Journey, das an U2 denken lässt, ist überambitioniert und die Ballade Hvelreki gerät etwas zu schmalzig.

Unterm Strich ist das alles aber definitiv eine Entdeckung. Wer Coldplay mag oder A-ha, Keane oder Ronan Keating und wer bei Pop kein Problem damit hat, wenn er mit dem Wort „erwachsen“ in Verbindung gebracht wird, der ist bei Ozark Henry genau richtig.

Das Video zu This One’s For You legt noch eine andere Vermutung nahe, warum Ozark Henry noch auf den internationalen Durchbruch wartet: diese schlimmen Ohrringe:

httpv://www.youtube.com/watch?v=GDEK8oq60sE

Ozark Henry bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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