Kilians, Werk 2, Leipzig

Gute Songs, traurige Ansagen - das ist die Kurzversion des Kilians-Konzerts.
Gute Songs, traurige Ansagen – das ist die Kurzversion des Kilians-Konzerts.

Zuerst: Die Kilians sehen heute deutlich besser aus als beim Highfield. Da hatte ich noch ein bisschen über die kurze Hose von Sänger Simon den Hartog gelästert und über die Diskrepanz zwischen der vielleicht rockstarigsten Stimme Deutschlands und einem Look, den nicht einmal manch Roadie auf die Bühne bringen würde. Für die Show im Werk 2 in Leipzig hat er sich ein schickes schwarzes Hemd ausgesucht und dunkle (Gott sei Dank: lange) Jeans, was die Schere zwischen optischer und akustischer Wahrnehmung so gut wie vollkommen schließt – vor allem, wenn Simon auch noch tanzt oder eine dieser Rockstarposen macht, die bei ihm stets durch einen erhobenen kleinen Finger verfeinert werden.

An der Musik hatte es ohnehin schon beim Highfield nichts zu meckern gegeben, und auch an diesem Abend in Leipzig glänzen die Kilians. Die Songs vom aktuellen Album Lines You Should Not Cross sind durchweg klasse (inklusive des von einem Fan besonders eifrig verlangten Coconut), die Auswahl alter Hits ist gelungen. In jedem Moment bringen die Kilians cleveren Indierock, der sich in puncto Sound, Tanzbarkeit und Refrains nicht einmal vor Größen wie den Arctic Monkeys oder Strokes verstecken muss.

Seinen Spaß an der Sache beweist das Quintett aus Dinslaken aber auch mit dem Fremdmaterial, das in die Show eingebaut wird: Einmal um die Welt von Cro stimmen die Kilians ebenso an wie You’ve Got The Love von Florence & The Machine. Und auch ganz am Ende unterstreichen sie, dass Musik für sie viel mehr als ein Job ist, in den besten Momenten sogar im siebten Jahr ihres Bestehens noch immer eine Herzensangelegenheit bedeutet: Simon singt For You zur akustischen Gitarre, Schlagzeuger Michael Schürmann spielt ein Tamburin und der Rest der Band bildet, verstärkt durch sämtliche Mitglieder der Vorgruppe, einen stattlichen Chor. Das ist ein rührender, ungewohnt herzlicher Abschied nach einem sehr gelungenen Konzert.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt trotzdem: Man darf sicher sein, dass jeder der Fans im Werk 2 (Schwerpunkt: Bachelorettes, nicht im Castingshow-, sondern im Bolognareform-Sinne) wieder kommen wird, wenn die Kilians zum nächsten Mal in Leipzig spielen. Man kann sich nur nicht ganz sicher sein, ob es dieses nächste Mal geben wird. Die Band liebt unbestreitbar ihre Lieder, und den selbstvergessenen Tanzschritten von Bassist Gordian Scholz, der schelmisch grinsenden Wucht von Drummer Michael Schürmann oder der sehr gekonnten Pose von Gitarrist Dominic Lorberg, der sich am Ende der Show erschöpft und mit Handtuch um den Hals feiern lässt, sieht man an, dass die Kilians auch die Bühne lieben. Trotzdem können sie auch ein bisschen Ernüchterung nicht verbergen, wenn sie in einer Halle spielen, die gerade einmal zu einem Viertel gefüllt ist.

Vor allem die Ansagen von Simon den Hartog tragen dazu bei, dass man an diesem Abend im Werk 2 auch so etwas wie Verbitterung spürt. „Ihr müsst euch nicht schämen, dass ihr hier seid. Wir sind ’ne gute Band, also macht euch keine Sorgen“, versucht er beispielsweise, das Publikum zu ermuntern. Da schimmert eine Ahnung/Angst von Uncoolness mit, trotzdem sollte dieser Satz natürlich an all jene gerichtet werden, die nicht ins Werk 2 gekommen sind. Später erzählt er die Anekdote vom Video-Shoot zu Said & Done auf einem Berg in Gran Canaria, Kostenpunkt: 26.000 Euro. „Dafür hätte man auch noch zwei, drei Platten machen können“, rechnet er vor. Und kurz vor der Zugabe verrät er, dass er verheiratet ist – obwohl man ihm geraten habe, das lieber geheim zu halten, um den besser vermarktbaren Eindruck zu erwecken, er sei noch zu haben.

Das ist womöglich bloß der Tourmüdigkeit geschuldet. Daraus könnte man aber auch schließen, dass die Kilians auch nach dem schwierigen Abschied vom Major-Label Universal noch immer ziemlich oft den Kopf schütteln müssen über das Business, dessen Teil sie sind. Dass sie vielleicht verpassten Chancen nachtrauern oder sich (mit Recht) noch immer wundern, warum es trotz so vieler toller Lieder nicht klappen will mit Hallen, die wenigstens zu drei Vierteln gefüllt sind. Man kann nur hoffen, dass sie sich von so etwas nicht unterkriegen lassen. Denn die Show der Kilians in Leipzig beweist: Es wäre sehr schade drum.

Homepage der Kilians.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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2 Gedanken zu “Kilians, Werk 2, Leipzig

  1. Unfassbar peinlicher Beitrag.. „Simon den Hartong“ huiui
    also sich über das Bühnenoutfit auszulassen ist wirklich durch und unnötig, jedenfalls für Menschen die ernsthaft an der Musik interessiert sind. Was ist das bitte für eine möchtegern-klatsch-scheiße hier.. ist ja der Hammer.. also diese Seite hier, sollte man sich echt ersparen, kann ich nur empfehlen! Inhaltlich sehr arm.. einfach mal drauf, das auch noch so schlecht. ^^ nänä..

  2. Hi Kathrin! Danke für deinen Kommentar und die Hinweise zum Tippfehler, ich habe das korrigiert. Inhaltlich möchte ich nichts richtigstellen – wo du in diesem Text ein „einfach mal drauf“-Prinzip erkennen kannst, ist mir schleierhaft.

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