Museum Of Love – “Museum Of Love”

Künstler*in Museum Of Love

Museum Of Love Review Kritik
Museum Of Love sind ein Nebenprojekt aus dem DFA-Kosmos.
Album Museum Of Love
Label DFA
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

In der Melrose Avenue in Los Angeles gibt es ein Museum Of Love. Das Haus wurde konzipiert von der Psychologie-Professorin Amy Sweetman und soll Paare dazu bringen, durch Interaktion in den Museumsräumen neue Seiten an sich zu entdecken und näher zueinander zu finden. Die Ausstellungen heißen “Adventures” und im Gästebuch findet man sehr häufig das Wort “fun”.

Das sind zwei Begriffe, die man auch für Museum Of Love (in diesem Falle nicht den Ort in L.A., sondern die Band aus New York) hätte erwarten können. Denn hinter diesem Namen stecken Pat Mahoney, Schlagzeuger bei LCD Soundsystem, und Dennis McNany (The Juan MacLean). Beide wissen aus ihren vorherigen Bands also bestens, wie man eine Party erst zum Laufen und dann zum Höhepunkt bringt. Ihr erstes Album, ein Jahr nach der Gründung des Duos veröffentlicht, zeigt aber, dass sie etwas ganz anderes im Sinn haben.

Für Mahoney, der hier singt statt für den Rhythmus zu sorgen, ist Museum Of Love offensichtlich eine willkommene Gelegenheit, eine andere Seite von sich zu zeigen und die lange Pause von LCD Soundsystem zu überbrücken. Die Band hatte schließlich 2010 mit This Is Happening ihr bis dato letztes Album vorgelegt und sollte auch noch drei weitere Jahre pausieren, bis dann American Dream (2017) herauskam. McNany, der in seiner Band allenfalls eine Nebenrolle innehatte, kann sich hier musikalisch völlig austoben, indem er viele der instrumentalen Parts beigesteuert hat.

Wer jetzt die Stirn runzelt und “Vanity project” denkt, liegt nicht ganz falsch. Nach dem sphärischen Intro gibt es Down South, den ersten Track, den das Duo 2013 veröffentlicht hatte. Die Stimme lässt an David Byrne denken, die Musik ist zugleich reduziert und theatralisch, gewinnt ungefähr zur Mitte aber noch einmal an Präsenz und Dramatik. Die Wandlungsfähigkeit im Gesang von Pat Mahoney wird danach zu einem der erstaunlichsten Charakteristika dieser Platte. Im atmosphärisch gelungenen Fathers klingt er wie eine etwas schwächelnde Ausgabe von Erasures Andy Bell, Monotronic könnte man für einen ruhigen Moment von Alexis Taylor bei Hot Chip halten, im spannenden The Who’s Who Of Who Cares erklingt dann eine besonders coole David-Bowie-Doppelgänger-Stimme, die zum Reiz des Song ebenso beiträgt wie die schrägen Bläser am Ende.

So sehr man das bei einem Künstler beachtlich finden kann, den man bisher vor allem als Trommler wahrgenommen hatte, so klar wird auch das Gegenstück dieses Variantenreichtums: Mahoney hat seine Stimme noch nicht gefunden, also die Tonlage oder Phrasierung, die eine Klammer um diese neun Tracks bilden könnte, wie es bei anderen elektronischen Acts gelingt. Zugleich fehlt bei Museum Of Love auch eine so klare Handschrift in Komposition und Produktion, dass man diese Stücke unverwechselbar finden könnte. Wo sich andere Acts, etwa Hercules & Love Affair, gerne mit Gastsänger*innen behelfen, um für den einen oder anderen ganz besonderen Moment zu sorgen, gibt es hier viele Ideen, aber wenig Charakter.

Learned Helplessness In Rats (Disco Drummer) ist ein gutes Beispiel dafür. Schon der Titel des Tracks ist deutlich überambitioniert, die Musik bietet dann unter anderem Steel Drums und ein paar John-Carpenter-Sounds. Das Ergebnis ist bei weitem nicht so packend, dass es mehr als sechs Minuten lang tragen würde. The Large Glass überrascht als Quasi-Punk, dazu gibt es wirre Stimmen und Samples im Stile von Cabaret Voltaire. Das sehr hübsche And All The Winners hat als Schlusspunkt des Albums durch das Rhodes und die Streicher am meisten Eleganz und Gefühl, In Infancy setzt unter anderem auf eine niedliche, fast naiv wirkende Synthiemelodie à la OMD.

Das ist oft sogar irgendwie tanzbar, aber insgesamt nicht zwingend und doch viel mehr Kunsthochschulprojekt als Party, “adventure” oder “fun”.

Statt im Club wird im Video zu Monotronic beim Squash geschwitzt.

Website von Museum Of Love.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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