Künstler*in | The Reds, Pinks And Purples | |
Album | Uncommon Weather | |
Label | Tough Love Records | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung |
“Die Band glich einem Pop-Kälbchen, das trotzig versucht, auf drei Beinen zu stehen”, hat Der Standard einmal über die Television Personalities geschrieben. Es ist eine Aussage, die auch gut den Sound von The Reds, Pinks And Purples beschreibt. Kein Wunder: Glenn Donaldson, ehemaliges Mitglied bei The Art Museums und der Mann hinter diesem Projekt, ist ein großer Fan von Dan Treacy, dem Frontmann der Television Personalities.
Auf Uncommon Weather, seinem dritten Album in der Rot-Pink-Purpur-Inkarnation, das er selbst aufgenommen und weitgehend alleine eingespielt hat, sind auch deutliche Einflüsse von The Cure zu hören (etwa in I Wouldn’t Die For Anyone oder in A Kick In The Face That’s Life, das noch etwas romantischer wird als der Rest der Platte), ebenso wie von Paul Weller (etwa durch die Fuzz-Gitarre in Pictures Of The World, im reduzierten Schlusspunkt Sympathetic oder in Sing Red Roses For Me, das die vielleicht schönste Melodie des Albums zu bieten hat). Ein Lied wie The Biggest Fan oder der Titelsong mit seiner Johnny-Marr-Gitarre wird allen Fans von The Smiths ein Lächeln ins Gesicht zaubern – was bei deren Fans ziemlich schwierig ist.
Diese Referenzen zeigen ebenso wie die Tatsache, dass die beiden ersten Alben von The Reds, Pinks And Purples Anxiety Block und You Might Be Happy Someday hießen, dass Uncommon Weather keine Gute-Laune-Explosion ist. Donaldson singt zwar vom Life At Parties, das so benannte Lied handelt dann aber von der Sehnsucht nach “someone to take the pain out of your life”. Er trauert seiner ehemaligen Band offensichtlich ebenso nach wie der lebendigen Alternativ-Kultur in seiner Heimatregion, bevor die Bay Area immer mehr vom Optimierungswahn der dort ansässigen Tech-Giganten infiziert wurde. Wie die beiden Vorgänger, zeigt auch das Cover dieser Platte wieder eine Szene aus dem Stadtteil Inner Richmond in San Francisco.
Sein größter Kummer ist aber selbstverständlich ein zwischenmenschlicher. I Hope I Never Fall In Love heißt eines der Stücke (ohnehin sind die Songtitel auf Uncommon Weather wunderbar originell), umgesetzt wird dieser Wunsch mit einem für diese Platte sehr typischen Sound: Es gibt eine hübsche Orgel, die genauso strahlen könnte wie das Gitarrensolo, wäre nicht alles so tief in Echo und LoFi-Sound getaucht. Don’t Ever Pray In The Church On My Street eröffnet das Album mit E-Gitarren-Feedback und brüchiger Stimme, The Songs You Used To Write erweist sich als besonders reflektiert, The Record Player And The Damage Done ist etwas schwungvoller als der Durchschnitt und hat auch noch etwas mehr Eleganz und deutlich mehr Leidenschaft im Gesang, als man es sonst bei The Reds, Pinks And Purples erleben kann.
Das ist vielleicht die einzige Schwäche des Werks: Alles ist sehr nah beieinander in Tempo, Stimmung und Qualität. Es gibt keine Schwach-, aber auch keine Höhepunkte. Für einen Regentag im Herbst oder eine Autofahrt über die Landstraße ist das aber wundervolle Musik: angenehm, ohne oberflächlich zu sein, und einfühlsam, ohne ins Selbstmitleid zu kippen.