Hingehört: Blek Le Roc – “Blek Le Roc”

Gefühle statt Geschichten erzählen Blek Le Roc auf ihrem Debüt.
Gefühle statt Geschichten erzählen Blek Le Roc auf ihrem Debüt.
Künstler Blek Le Roc
Album Blek Le Roc
Label Achtung Musik
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung ***

Nebel. Windmaschine. Vorhänge in Pastellfarben. Es gibt gleich zwei Gründe, warum man beim Debütalbum von Blek Le Roc an diese Szenerie aus dem feuchten Traum eines Wetten Dass-Bühnenbildners denken muss. Zum einen hält sich die Musik des Trios aus München gerne im Ungefähren auf, gefällt sich darin, unberechenbar zu sein und genau dann eine Harke zu schlagen, wenn es der Hörer am wenigsten erwartet. Zum anderen hätte die Band mit solch einem Setting wohl auch gar kein Problem. Blek Le Roc streben einigermaßen unverhohlen nach dem Mainstream-Erfolg.

Das ist durchaus eine wohltuende Zutat für dieses Album. Schon der Auftakt Someone ist hymnisch, mit Trommelwirbeln und großen Gefühlen im Stile von Embrace. Danach dürfte das ganz ähnlich gelagerte Gravity den einen oder anderen Nada-Surf-Fan glücklich machen. Zum Schluss gibt es mit Bored Of Us sogar etwas, das man für eine Referenz an die späten Oasis halten kann, und mit der ausufernden Ballade On A Tuesday einen prototypischen Rausschmeißer.

Das ist gar nicht verwunderlich, denn Blek Le Roc haben, trotz ihres etwas sperrigen Namens und einer unverkennbaren Indie-Prägung, offensichtlich keine Berührungsängste mit den etablierten Mechanismen des Musikgeschäfts. Die Geburtsstunde von Blek Le Roc war ein Bandwettbewerb Anfang 2005, den Sänger und Gitarrist Tobias Dirr gewann – dummerweise aber ohne Band. Als er dann Lucas Fernandes (Gitarre) und Benedikt Abé (Schlagzeug) dazuholte, spielte das Trio im Vorprogramm von so unterschiedlichen Acts wie Glasvegas und Status Quo.

Lieder wie Lisbon, das in seiner entspannten Eleganz an Crowded House erinnert, oder das verträumte Sidewalk mit Akkordeon und viel Zerbrechlichkeit lassen erkennen, wieso die Süddeutsche in der Musik von Blek Le Roc, „diesen dubios-schönen Nervenkitzel, wie er einem manchmal beim Durchlesen alter Liebesbriefe befällt“ erkannt hat.

Dazu kommen aber auch Momente wie 130, das mit seinem verzerrten Gesang sehr cool und durchaus heavy wird, das siebenminütige Bound, das erst ganz lange instrumental bleibt und auch danach viel Luft lässt, oder Don’t You Know, das mit seinem elektronischen Beat auch gut aufs letzte Album von Roman Fischer gepasst hätte.

Der beste Song heißt Perfect Man, hat eine tolle U2-Gitarre, eine famose Melodie im Gesang und eine herrlich erhebende Grundstimmung. Wie auf dem gesamten Album erzählen Blek Le Roc auch hier keine Geschichten, sondern Gefühle. Und sie paaren dabei ganz viel Wehmut mit einem großen Verlangen nach Glück.

Blek Le Roc erzählen von der Entstehung ihres Debütalbums:

httpv://www.youtube.com/watch?v=o5fHT65ogN8

Blek Le Roc bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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