Villagers – “The Sunday Walker”

Künstler Villagers

Villagers The Sunday Walker EP Review Kritik
Die vier Lieder auf “The Sunday Walker” erzählen ihre eigene Geschichte.
EP The Sunday Walker
Label Domino
Erscheinungsjahr 2019
Bewertung

Man könnte The Sunday Walker EP für Resteverwertung halten. Die vier Lieder stammen aus den Sessions zum Album The Art Of Pretending To Swim, das im vergangenen Jahr erschienen ist. Conor O’ Brien, der Mann hinter Villagers, macht daraus auch gar keinen Hehl. „Diese Lieder sind damals durchs Raster gefallen. Jetzt ist mir klar geworden, dass sie ihre eigene Geschichte zu erzählen haben. Die EP ist also sowohl eine Sammlung von verlorenen Liedern als auch ein emotionaler Bogen, der von ihnen gespannt wird. Lieder über Verlust und Lieder über Erkenntnis. Lieder über Empathie und Isolation.“

Das ist eine schöne Zusammenfassung, und tatsächlich stecken all diese Themen in den gerade einmal 17 Minuten Spielzeit. Did You Know eröffnet die EP in typischer Villagers-Manier: Die Musik ist zart und sanft, die Stimme wirkt verschlafen und zerbrechlich, und natürlich singt Conor O’ Brien mit dieser Stimme über eine Situation der Unsicherheit und ein Leben, in dem Irrtum und Zweifel eine große Rolle spielen. Die letzte Zeile „We just need to be retrained“ lässt dann aber auch die Möglichkeit für eine, wenn auch zwiespältige, Hoffnung zu.

Im folgenden Titelsong Sunday Walker bleibt die akustische Gitarre ausnahmsweise eher dezent, stattdessen gibt es viele Tasten-, Streich- und Blasinstrumente. Was sie produzieren, klingt so heimelig, dass man beinahe überhören kann, dass dieser Sonntagsspaziergang auch etwas von einem Aufbruch hat. Adora Venera zeigt: Offensichtlich hat sich der Künstler in diese beiden Wörter verliebt (und vielleicht auch in die Person, für die sie stehen könnten), und so gönnt er sich gleich noch ein bisschen mehr Klangmalerei, garniert mit einem ausgesprochen hübschen Streicherarrangement.

Note To Self (For Michael) überrascht mit einem elektronischen Beat, der erst dezent bleibt, sich zwischendurch aber auch einen etwas kraftvolleren Auftritt erlaubt. „You won’t learn to love / if you don’t learn to love your tears“, heißt die schönste Zeile darin (und die schönste Zeile der EP). Das ist nicht nur ein sehr gelungener Abschluss für The Sunday Walker, sondern zeigt noch eine andere Qualität: Auch wenn es mittlerweile vier Alben von Villagers gibt, findet man auch in diesen vier Liedern deren Quintessenz.

Weil es keine Videos der EP gibt, hier ein halbwegs aktueller TV-Auftritt.

Website von Villagers.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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