Künstler*in | Tracy Chapman | |
Album | Tracy Chapman | |
Label | Elektra | |
Erscheinungsjahr | 1988 | |
Bewertung |
Die 1980er Jahre haben, dafür dass sie im Prinzip genau so lang waren wie alle andere Dekaden, nicht gerade viele große Alben hervorgebracht, und noch weniger zeitlose. Dies ist eines der wenigen. Tracy Chapman stellt sich mit ihrem Debüt in die traditionsreiche Reihe von Frauen mit markanten Stimmen, Gitarren und sozialkritischen Texten. Joan Baez steht längst nicht am Anfang dieses Stammbaums, und Jewel längst nicht am Ende. Denn Protest ist stets aktuell, vor allem, wenn er in Songs wie diese gepackt wird.
Talkin´ Bout A Revolution durfte sie auch beim Nelson-Mandela-Konzert singen, das sie praktisch über Nacht weltweit bekannt gemacht hatte, und steht hier passenderweise am Beginn. “Poor people gonna rise up and get their share.” Das ist plakativ genug für den Aufruhr und ungemein echt gesungen. Noch wirkungsvoller ist das wunderbare Fast Car. Der Text deutet hier mehr an als er ausspricht, das Schlagzeug sorgt für die entsprechende Dramaturgie. “And I had a feeling that I belonged / and I had a feeling that I could be someone.”
Die Liebeslieder sind ohnehin die Glanzlichter. Allen voran Baby, Can I Hold You, nach fünf Songs schon der dritte Hit. Wie bei den meisten Tracks fast nur Gitarre und Gänsehaut-Gesang, voller Wärme und Weisheit.
Unzulänglichkeiten und Ungerechtigkeiten sind die zentralen Themen. Da hilft auch die Liebe (For My Lover) nicht immer, da ist auch die Karriere problematisch (Mountains O´ Things) und selbst die Flucht ist kein Ausweg (She´s Got Her Ticket). Across The Lines und Behind The Wall führen die scheinbaren Automatismen des Rassismus vor, auf beiden Seiten.
Stellvertretend für alle Stücke könnte Why? stehen, ein Aufschrei und ein Gebet. “Somebody´s gonna have to answer / the time is coming soon / when the blind remove their blinders / and the speechless speak the truth.” Genau das ist es: In Tracy Chapmans Songs steckt bei aller scheinbar ohnmächtigen Anklage immer auch etwas Trost. Und jede Menge Hoffnung.
Der Durchbruch: Tracy Chapman singt Talkin´ Bout A Revolution beim Konzert für Nelson Mandela:
httpv://www.youtube.com/watch?v=wGmHpn-prd0