Bosco Rogers – “French Kiss”

Künstler Bosco Rogers

Bosco Rogers French Kiss Review Kritik
“French Kiss” ist die zweite EP von Bosco Rogers.
EP French Kiss
Label Bleepmachine
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

Barthélémy Corbelet und Delphinius Vargas, die aus dem Süden Englands stammen, haben Bosco Rogers beinahe aus Scherz gegründet. Da ist es nicht allzu verwunderlich, dass sich ihr Output zunächst in Grenzen hielt. 2014 veröffentlichten sie die erste EP Googoo, die ihnen viel Lob einbrachte, von Guardian und BBC bis Musikexpress („Perfekte Klangkulisse für den Ausdruckstanz in der Indie-Disco”) und NME (“Sounds like all the best bands from the 60s summer of love”).

French Kiss, die zweite EP, fügt ihrem Oeuvre vier neue Lieder hinzu. Ein Stück wie Banana Sock scheint zu unterstreichen, wie weit am Anfang diese Band in ihrer eigenen Biographie noch ist: Der Song nutzt sehr ursprüngliche Zutaten, von Fuzzgitarre bis Handclaps, und lässt die Musiker wirken wie Kinder, die sich an ihren gerade erst erlernten Instrumenten austoben. Ganz Ähnliches kann man in Buttercup beobachten, dem plakativsten Moment dieser EP: Es gibt viel Drive und Ungeduld, die Kraft von Rockabilly oder Punk steckt hier ebenso drin wie Verspieltheit, etwa im Harmoniegesang, bei dem Danielle Wadey und Hannah Le Cheminant unterstützen.

Der Titelsong French Kiss ist cool nicht nur wegen seiner Zutaten (ein bedrohliches Keyboard, eine Surf-Gitarre, der seltsame Akzent im Gesang), sondern auch, weil es keine Angst hat, sich zum Trottel zu machen. Das Ergebnis klingt wie Mando Diao im Pulp Fiction-Modus. Den EP-Abschluss Shelter bezeichnet der Pressetext der Plattenfirma recht treffend als „Anti-Liebes-Walzer“. Der Song zeigt, wie mühelos Bosco Rogers gleichzeitig niedlich und hart sein können: Eine brachiale Gitarre spielt am Ende dieselbe Melodie wie ein Glockenspiel. „My emotions flow like rivers to the sea“, heißt eine Zeile in diesem Lied, auch das zeigt die Stärke, von der Bosco Rogers hier leben: Ihre Musik klingt manchmal naiv, damit aber auch sagenhaft intuitiv und echt.

Das Video zum Titeltrack könnte auch aus dem Summer of Love stammen.

Website

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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