Alice Cooper – Theatre Of Death

DVD Alice Cooper. Theatre Of Death. Live At Hammersmith 2009

Abgekürzt bedeutet "Theatre Of Death" Tod. Alles klar?
Abgekürzt bedeutet “Theatre Of Death” Tod. Alles klar?
Produktionsland USA/Großbritannien
Jahr 2010
Spielzeit 92 Minuten
Regie Alice Cooper
Hauptdarsteller Alice Cooper
Bewertung

Worum geht’s?

Die heute erscheinende DVD ist ein Mitschnitt des letzten Konzerts von Alice Coopers Welttournee im vergangenen Jahr, aufgenommen im Hammersmith Apollo in London.

Das sagt shitesite:

Man sollte nicht zu viel reflektieren, analysieren und interpretieren, wenn man zu einem Alice-Cooper-Konzert geht. Man sollte bei Hits wie Poison oder School’s Out einfach mitsingen, sich amüsieren und genießen. Denn auch wenn der mittlerweile 62-Jährige am 4. November seine Deutschland-Tour beginnen wird, kann man sich auf eine der unterhaltsamsten und schrägsten Shows freuen, die es im Musikbusiness zu sehen gibt. Ein Konzert von Alice Cooper ist Hardrock-Fest und Musical, Klassentreffen und Halloween-Party.

Wer dabei einfach nur feiert, muss dennoch nicht befürchten, eine (oder mehrere) der zusätzlichen Ebenen zu verpassen, die diese Show zweifelsohne hat. Denn für das Reflektieren, Analysieren und Interpretieren gibt es am Ende der Tour mit schöner Verlässlichkeit eine DVD. So wie Theatre Of Death.

Die Dokumentation macht nicht nur Sinn, weil man dann tatsächlich in Ruhe all die hintergründigen Elemente dieses Grusel-Spektakels entdecken kann. Die mittlerweile neunte DVD in der Karriere von Alice Cooper zeigt auch erneut, wie wichtig das visuelle Element nun einmal für sein Schaffen ist. «Vor uns gab es niemanden, der Rock’n’Roll wirklich als Showbiz betrachtet hat, als Spektakel nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen. Erst wir haben angefangen, die ganze Bühne zu beleuchten. Das Geschehen auf der Bühne war plötzlich bunt und bewegt – und nicht bloß ein toter Vorhang im Hintergrund», erläutert mir Cooper diesen Ansatz unlängst im Interview. Sein Ziel sei es immer gewesen, die Liedtexte auf der Bühne lebendig werden zu lassen.

Das belegt auch Theatre Of Death. Alice Cooper sieht zu Beginn aus, als sei er gerade aus der Gruft gestiegen und habe sich auf dem Weg nach oben durch einen ganzen Berg von Nieten wühlen müssen. Am Ende wirkt sein Outfit, als hätte Captain Jack Sparrow den Kleiderschrank von Jeanette Biedermann geplündert. Schon im vierten Song wird Cooper in eine Zwangsjacke gesteckt, einen Song später erfolgt die erste von insgesamt vier Hinrichtungen.

Natürlich kennt man diese Anspielungen auf Sado-Maso, den Gestus von Geisteskranken und die Posen von Diktatoren aus früheren Shows. Doch von ihrer Wirkung haben sie nichts verloren. Selbst wenn er bei Go To Hell einen Teufelstanz mit Rasseln aufführt, besteht kein Zweifel: Alice Cooper ist kein Gaukler. Er ist ein Mann, der in erschreckender Konsequenz das auf die Bühne bringt, wovor die bürgerliche Gesellschaft am meisten Angst hat: Sex und Gewalt, im besten Falle miteinander vermischt. Das ist nichts weniger als die Quintessenz von Rock’n’Roll.

Alice Cooper ist die Stimme der Verdammten, des Monsters in jedem von uns. In den besten Momenten seiner Show führt er sein eigenes Publikum (und damit uns alle) vor, unsere Gier, Lust, Frustration. «Wir sind alle die Nahrung des Teufels», singt er in einem Lied – und die Fans lieben ihn dafür: Sie haben sich selbst verkleidet, haben die Flaggen ihrer Heimatländer mitgebracht – die erste Reihe im Hammersmith Apollo sieht selbst aus wie eine ziemlich schräge Muppet-Show.

Natürlich trägt zum Spaß auch die Musik des Theatre Of Death bei, die sich auf der beiliegenden Audio-CD befindet. Zunächst glaubt man zwar, bei Alice Cooper eine kleine Plauze zu erkennen – doch die ist natürlich nur Teil der zahlreichen Spezialeffekte. Stimmlich ist der König des Schock-Rock in guter Form, sein Gesang ist mit dem Alter sogar noch ein bisschen fieser und gefährlicher geworden. Die deutlich jüngere Begleitband bekommt ein bisschen Freiheit (und verschafft dem Altmeister ein paar Verschnaufpausen), ohne jemals wirklich zu vergessen, wer der Star der Show ist.

Und schließlich offenbart die DVD jede Menge Humor. Wenn der 62-jährige Alice Cooper sich ausgerechnet bei der Jugendhymne I’m Eighteen auf eine Krücke (natürlich aus menschlichen Knochen) stützt oder beim grandiosen Rausschmeißer Under My Wheels kurz seine eigene Rolle als Kinderschreck aufs Korn nimmt, dann wird deutlich: Diese Show kennt nicht nur Grusel und Horror. Sie kennt auch Reue und Strafe. Und Augenzwinkern.

Ein paar Szenen aus der Show:

httpv://www.youtube.com/watch?v=AmjBN1v27AY

Eine Rezension der DVD mit Fotostrecke zu Alice Cooper gibt es auch bei news.de.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.