Futter für die Ohren mit Max Herre, Here We Go Magic, All The Young, 7 Dollar Taxi und Shaka Ponk

So sieht die Tretmühle des Alltags für Max Herre aus. Foto: Universal Music/Ronald Dick
So sieht die Tretmühle des Alltags für Max Herre aus. Foto: Universal Music/Ronald Dick

Das kann man gerne „großzügig“ nennen: All The Young verschenken mit Live At The Kings Hall, Stoke On Trent, auf ihrer Homepage gleich ein ganzes Album. Im Mai hat das Quartett um die Brüder Jack und Ryan Dooley sein Debüt Welcome Home vorgelegt, und alle, die große Gitarrensongs irgendwo zwischen Embrace, den Beatsteaks und Jimmy Eat World mögen, dürften daran ihren Spaß haben. Höhepunkt ist eine siebenminütige Version von Arcane, das genau die richtige Balance zwischen Engagement und Entspanntheit hinbekommt. **1/2

Man darf da gerne ein bisschen verwirrt sein: 7 Dollar Taxi kommen, auch wenn ihr Bandname das vermuten lässt, nicht aus den USA, sondern aus der Schweiz. Ihre großen Vorbilder sind aber Schotten: Die Vorliebe für Franz Ferdinand hört man der Band aus Luzern auf dem Album Well, It’s About Time deutlich an. Mit der Single Sputnik & Laika haben sie es laut dem Tagesanzeiger immerhin auf „Platz 120 der Beiträge der Schweiz zur Verbesserung der Welt” und zudem auf den Sampler S’bescht Swiss Made Album wo’s git geschafft. Auf der Homepage ihrer Plattenfirma Snowhite gibt es einen Remix der Single zum kostenlosen Herunterladen. Natürlich sind hier kantige Gitarren mit Discobeats gepaart, der Rap in der Strophe ist aber deutlich weniger überzeugend als der schmucke Refrain. **1/2

Auf einem sehr vorzeigbaren ersten Platz ist das neue Album von Max Herre in den deutschen Charts eingestiegen. Hallo Welt versammelt reichlich Gaststars und den bekannten Mix aus Weltverbesserer-Ansatz, Kiffer-Entspanntheit und Soulfunkantrieb. Im Oktober geht der Ex-Freundeskreis-Vorsteher auf Tour. Um die Rückkehr zu feiern, gibt es Jeder Tag zuviel, eine Zusammenarbeit mit Antonio, derzeit im Tausch gegen ein „Gefällt mir“ gratis zum Herunterladen auf der Facebook-Seite von Max Herre. Der Track ist eines der Highlights von Hallo Welt, thematisiert zu einem feurigen Funk mit Wah-Wah-Gitarre und einem schönen Vintage-Drumbeat die Monotonie im Hamsterrad eines ganz normalen Jobs. Das hätte auch gut auf ein Album der Beginner gepasst. ***

Manche Geschichten sind so schön, dass man sie sich gar nicht hätte ausdenken können. Luke Temple, Sänger von Here We Go Magic, hat so eine zu erzählen. Sie handelt von der Show, die seine Band beim Glastonbury-Festial spielte. „Das Publikum war nicht sehr motiviert, bis auf diese beiden Typen in der ersten Reihe. Einer von ihnen tanzte vollkommen durchgedreht herum und gerade, als ich beschlossen hatte, nur für diese beiden Typen zu spielen, wurde mir klar, dass das Thom Yorke und Nigel Godrich waren!“ Nach der Show traf sich die Band mit Nigel und Thom, der Produzent besuchte ein paar weitere Konzerte und saß dann schließlich beim neuen Album A Different Ship an den Reglern. Die Single Make Up Your Mind gibt es als Gratis-MP3 auf der Homepage von Here We Go Magic. Der Song beschwört mit einem harten Beat und einer nervösen Gitarre ein bisschen CCR-Atmosphäre herauf, bis dann reichlich reizvoller Synthesizer-Zuckerguss und ein entspannter Neon-Neon-Refrain dazukommen. Sehr kurzweilig. ***

Let’s Bang heißt eine etwas ältere Single von Shaka Ponk aus Paris. Dieses Motto lebt das französische Duo definitiv auch auf Reset After All aus, das es gerade bei Bandcamp zum kostenlosen Download gibt. Der Song hat eine reizvolle Start-Stopp-Konstruktion, reichlich Punch und einigermaßen irritierendes „Uh-Ah“-Geschrei im Hintergrund. Sollten sich die Blood Red Shoes jemals unter der Regie von Bonaparte mit The Prodigy zusammentun, könnte so etwas dabei herauskommen. Am 22. September sind Shaka Ponk übrigens live in Hamburg zu erleben. ***

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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