Hingehört: Eric Copeland – “Black Bubblegum”

Künstler Eric Copeland

Black Bubblegum Eric Copeland Kritik Rezension
Die Songs auf “Black Bubblegum” wollte Eric Copeland eigentlich nur für sich machen.
Album Black Bubblegum
Label DFA
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Man kann nicht behaupten, Eric Copeland habe in den rund 20 Jahren seiner bisherigen Musikkarriere besonders konventionelle Musik gemacht. Das gilt für seine 2007 begonnene Solo-Laufbahn ebenso wie für das Schaffen als Mitglied von Black Dice und Terrestrial Tones. Doch diesmal durfte man mit besonders ausgefallenen Experimenten rechnen: An die Lieder auf Black Bubblegum war der Mann aus New York eigentlich mit dem Ansatz herangegangen, die Musik nie zu veröffentlichen.

Noch ein paar weitere Änderungen gibt es im Copeland-Universum: Die Tracks sind zwar noch in seinem alten Proberaum in Williamsburg aufgenommen, neuerdings wohnt der Künstler allerdings in Palma de Mallorca. Statt Samples, mit denen er sich im Reich des Psychedelic Dub bisher vor allem profiliert hat, gibt es diesmal zudem mehr echte Instrumente.

Freilich ist es nicht so, dass Black Bubblegum plötzlich nach Mainstream klänge. Im Auftaktsong Kids In A Coma ist der Beat wirr und der Gesang kaum einer Sprache zuzuordnen, während die Percussions aus undefinierbaren Gerätschaften entspringen. Das weist den Weg für dieses Album: sehr durchgeknallt und sehr spannend.

Fuck It Up greift diesen Ansatz wieder auf. Der Song lebt von der unverkennbaren Freude, mit der Eric Copeland immer wieder „Fuck it up“ singt, und mit diesem Track hat er diesen Wahlspruch auch gleich umgesetzt. Das Lied klingt, als sei es in einem Spielzeugladen aufgenommen worden, in dem auf jedem Kinderinstrument eine 40 Jahre alte Staubschicht liegt. Rip It wirkt wie eine geistig verwirrte Version von Dreadlock Holiday, die Cannibal World klingt dank der Steeldrums ein bisschen nach Urlaubsparadies, Blue Honey macht deutlich, was sich Copeland womöglich unter Rock’N’Roll vorstellt. Auch Don’t Beat Your Baby und Radio Weapons deuten in diese Richtung: Es fehlt nur ein echtes Schlagzeug, um daraus eine Nummer von den Ramones zu machen.

Seine wirklichen Einflüsse für Black Bubblegum waren allerdings andere, zählt der Künstler auf: “Glam holes, glitter dreams, money troubles, apocalypse paranoia, one hit wonders, manifest destiny, my family’s westward migration, body troubles (was passing kidney stones almost the entire time), LGBT disco parties, Jonathan Richman, Missing Foundation, Neil Diamond, New Orleans, poverty, getting pushed out of another Brooklyn neighbourhood… No Beach Boys, no Beatles, no Buddha… More Bad News Bears.”

Wer das durcheinander findet, wird in Get My Own die perfekte akustische Entsprechung finden: Jede Spur scheint ein eigenes Tempo, einen eigenen Takt und ein eigenes Ziel zu haben. Auch in On herrscht scheinbar pures Chaos, weil die Effekte auch hier nicht dazu dienen, die Wirkung einer Idee zu betonen, sondern die Wirkung des Songs zu verschleiern. Honorable Mention ist vielleicht der Song, der die Faszination von Black Bubblegum am besten repräsentiert: Das ist auf irritierende Weise catchy.

Eric Copeland zu Besuch in Moskau.

Eric Copeland bei Bandcamp.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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