Leoniden – “Two Peace Signs”

Künstler Leoniden

Leoniden Two Peace Signs Review Kritik
Nur digital auf dem Band-eigenen Label erschien die EP “Two Peace Signs”.
Album Two Peace Signs
Label Two Peace Signs
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Auch gut zwei Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung dieser EP, die im April 2016 ausschließlich digital auf dem bandeigenen Label „Two Peace Signs Records“ erschien, ist immer noch schwer zu fassen, wie frisch, eigenständig und umwerfend Leoniden hier klingen. Noch weniger konnte man damals glauben, dass diese vier Lieder, die im Jahr darauf allesamt auch auf dem Debütalbum vertreten sein sollten, von fünf jungen Männern aus Kiel stammen. Wie wir heute wissen, war es vielleicht gerade die Möglichkeit, sich abseits der deutschen Musikhauptstädte zu entwickeln, die Lennart und Felix Eicke, Jakob Amr, Djamin Izadi und JP Neumann dazu gebracht hat, einen so unverwechselbaren Sound zu erschaffen.

Was die Musik von Leoniden so einmalig macht, zeigt schon 1990 am Beginn der EP: Gitarre und Drums (inklusive Kuhglocke) klingen zunächst nach einem ultimativen Statement, nach einer sehr plakativen Angelegenheit. Aber danach entsteht ein erstaunlich subtiler Mix aus Leichtigkeit im Beat und Entschlossenheit in der Attitüde. Eine unverkennbare Rock-Sozialisation und die Freude an einem klasse Riff paart die Band hier nonchalant mit Elementen aus House, HipHip, RnB und Funk.

Two Peace Signs macht das sehr deutlich. Das Lied enthält nicht nur die Aufforderung, etwas aus seinem Leben zu machen und ein Auge für seine schönen Seiten zu haben. Es scheint auch den Beweis antreten zu wollen, dass es eine Schnittmenge zwischen Michael Jackson und den Arctic Monkeys gibt. Doves ist nicht so spektakulär und unmittelbar wie die anderen Lieder auf Two Peace Signs, zeigt aber, beispielsweise durch den ungewöhnlichen Takt, am deutlichsten den Horizont dieser Band. Manchmal kann man da an Two Door Cinema Club denken, manchmal an Rocker mit Vorliebe für Groove à la Incubus.

Storm hat ebenfalls einen klasse Beat und beschließt die EP mit einem weiteren Charakteristikum, das Leoniden auszeichnet und das sie sich bis heute bewahren konnten. Der Song klingt, als sei er wirklich im Auge des Orkans entstanden, und dieser Sturm ist ganz offensichtlich nichts anderes als die Herausforderung des Erwachsenwerdens. Aus den Songs von Leoniden sprechen die Verwirrung und Faszination, die mit dieser Aufgabe einher geht, das Gefühl von Orientierungslosigkeit und Optimismus, von Taumel und dem plötzlichen Erkennen von Zusammenhalt inmitten der Isolation. Das ist der wichtigste Effekt von Two Peace Signs: Leoniden besingen die Gewissheit der Jugend, im Recht zu sein.

Leoniden spielen 1990 live (allerdings im Jahr 2017).

Homepage von Leoniden.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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