Thundercat – “The Golden Age Of Apocalypse”

Künstler Thundercat

Achtung! Diese Platte enthält Fusion-Jazz!
Achtung! Diese Platte enthält Fusion-Jazz!
Album The Golden Age Of Apocalypse
Label Brainfeeder
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung

„Warning!“ steht ganz groß auf der CD-Hülle, „this audio is unique and traceable“. Das meint: Das am Freitag erscheinende Debütalbum von Thundercat hat man mir vorab geschickt. Und ich soll bloß nicht auf die Idee kommen, es irgendwo ins Netz zu stellen. Falls doch, könnte man, aus einer besonderen Kombination von Nullen und Einsen, zurückverfolgen, woher die Dateien kommen. Faszinierende Technik.

Das ist aber nicht nur Quatsch, weil ich natürlich keinerlei Interesse habe, die 13 Stücke von The Golden Age Of Apocalypse irgendwo in den Weiten des Internets verfügbar zu machen. Es ist auch die völlig falsche Warnung. „Achtung!“, müsste stattdessen darauf stehen, „diese CD enthält Fusion Jazz“.

Denn The Golden Age Of Apocalypse ist das erste Album von Thundercat alias Stephen Bruner, der sich hier unter anderem von Erykah Badu und Austin Peralta begleiten lässt. Bruner ist der Sohn von Ronald Bruner Sr., der das Schlagzeug bei den Temptations spielte. Er war einmal einer der Jungs in der längst vergessenen Boyband No Curfew. Er hat mit Stanley Clarke und Snoop Dogg gespielt und ist Mitglied bei den Suicidal Tendencies. Und er ist, wie das im Jazz nun einmal so ist, ein höchst virtuoser Bassist.

Mit The Golden Age Of Apocalypse veröffentlicht er erstmals eigene Songs, produziert von Flying Lotus. Und die sind, wie das im Jazz nun einmal so ist, ein bisschen nett, ein bisschen modern, ein bisschen überambitioniert. Das bestechendste Merkmal an The Golden Age Of Apocalypse: faszinierende Technik.

Der Bass ist bei Thundercat natürlich das zentrale Instrument. Fleer Ultra könnte eigentlich, als Kampfansage an den Bassisten der Red Hot Chili Peppers, Flea Ultra heißen, so beeindruckend flitzen hier die Finger. In Jamboree dominiert der Bass alles, Walkin’ lässt er leicht funky werden, das exotische Seasons erinnert mit seinen Latin-Anspielungen an Beck und in Mystery Machine (The Golden Age Of Apocalypse) klingen die Basssaiten am Anfang mächtig wie Kirchenglocken. Boat Cruise, das man gut und gerne in die Kategorie „Easy Listening“ packen kann, macht am deutlichsten, wie das Spiel von Stephen Bruner funktioniert: Das Bass ist hier fast immer zugleich Rhythmus- und Melodieinstrument.

Dazu kommen auf The Golden Age Of Apocalypse immer wieder sphärische Momente, irgendwo zwischen Chill-Out und Elektro. Daylight mit seinen New-Age-Elementen ist ein gutes Beispiel dafür, auch das George-Duke-Cover For Love I Come bietet zunächst diese Beschaulichkeit, bevor sich dann doch noch der Bass austobt. Gerne tritt dann auch die Orgel in den Vordergrund (It Really Doesn’t Matter To You, Goldenboy).

Wie gesagt: Das ist gelegentlich beeindruckend, aber auch enorm flüchtig. Bleibenden Eindruck machen weder einzelne Songs noch The Golden Age Of Apocalypse als Ganzes. „Time will pass us by“, singt Bruner im Rausschmeißer Return To The Journey, einem der wenigen Stücke, die nicht instrumental bleiben. Es ist ein unfreiwillig passendes Motto für dieses Album.

Ein kleiner Studiobesuch bei Thundercat:

httpv://www.youtube.com/watch?v=_Uniu4JAHSk

Thundercat bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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