Jealous Of The Birds – “Wisdom Teeth”

Künstler Jealous Of The Birds

Wisdom Teeth Jealous Of The Birds Review Kritik
“Wisdom Teeth” lebt von einer großen Entschlossenheit.
EP Wisdom Teeth
Label Hand In Hive
Erscheinungsjahr 2019
Bewertung

Capricorn hieß die erste EP von Naomi Hamilton alias Jealous Of The Birds. Gehen wir davon aus, dass sie für den Titel ihr Sternzeichen gewählt hat, und unterstellen wir, dass solche Sternzeichen irgendeine Bedeutung haben, dann ist die Dame aus Nordirland als Steinbock ein ehrgeiziger, ernster, fleißiger, ausdauernder Mensch mit einem Hang zum Pessimismus.

Die neue EP Wisdom Teeth (zwischendurch gab es von ihr 2016 das erste Album Parma Violets und im Juli 2018 noch die EP The Moths Of What I Want Will Eat Me In My Sleep) scheint das zu bestätigen. Die Single Marrow steht am Beginn und Hamilton klingt darin wie eine äußerst kluge Spaziergängerin, die mit sehr klarem Blick durch die Welt geht und dabei allerlei Seltsamkeiten entdeckt, auch an und in sich selbst. Die Musik dazu ist opulent und verschwörerisch, ohne dass es dafür in der Instrumentierung allzu viele Mittel braucht, die Atmosphäre ist romantisch, schwelgerisch und poetisch. “Marrow ist mein Versuch auszudrücken, wie es sich anfühlt, ein Mensch zu sein, der seine Innenwelt und die Außenwelt in Einklang bringen will. Seit ich letztes Jahr meinen Uni-Abschluss gemacht habe, bin ich viel entschlossener dabei, meine Interessen in der Musik, in der Kunst und auf Reisen zu verfolgen. Marrow fängt für mich dieses Streben nach Authentizität in all ihren Farben und Formen ein”, sagt sie.

In New York Has A Lump In Her Throat baut sie ein paar Bezüge zu Sgt. Pepper ein, die Strophe von Kosiskelu ist reduziert und sexy, der Refrain hat eine Eleganz und gut getarnte Aggressivität, wie man das früher etwa bei den Long Blondes erleben konnte. Im deutlich rockigeren Blue Eyes scheint sich Jealous Of The Birds in die Dandy Warhols verwandelt zu haben, denn der Song vereint plakativ und edgy. Hamilton hat das Stück konzipiert als Feier weiblicher Sinnlichkeit aus der Perspektive einer queeren Frau. “Ich finde, es ist sehr kraftvoll, wenn Weiblichkeit sich selbst reflektiert statt aus einer männlichen Perspektive betrachtet zu werden”, sagt sie. “Ich wollte diesen Schneid und diese Aufmüpfigkeit mit einem Sound rüberbringen, der etwas heavy ist, mit funky Bass und poppiger Gesangsmelodie. Eigentlich wollte ich einfach, dass sich der Hörer gut fühlt und dazu tanzen kann. Von allen Liedern auf Wisdom Teeth ist das wohl das direkteste, und zugleich war es der Song, der beim Aufnahmen am meisten Spaß gemacht hat.”

Dieser Ausreißer in Upbeat-Regionen tut der Dynamik der EP sehr gut, am Ende gibt es wieder einen Sound, der etwas typischer für Jealous Of The Birds ist: Clementina wird sehr hübsch, begnügt sich aber nicht mit dem eigenen Schönsein, sondern wird auch gewitzt und besonders – wie Wisdom Teeth insgesamt.

Das Video zu Blue Eyes hat offensichtlich auch Spaß gemacht.

Website von Jealous Of The Birds.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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