Dortmund dominiert das Derby

Von Spaß war oft die Rede vor dem Duell zwischen Dortmund und Schalke. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke begründete seine kleinen Sticheleien in Richtung Gelsenkirchen vor dem Spiel damit, dass man «im Fußball auch mal einen kleinen Spaß machen darf». Schalke-Trainer Huub Stevens riet seinen Spielern, dem Druck vor dem Spitzenspiel am besten dadurch zu begegnen, dass sie mit dem Ziel in die Partie gehen sollten, «auch ein bisschen Spaß zu haben».

Wirklich prächtig amüsiert hat sich während dieser 90 Bundesliga-Minuten aber wahrscheinlich nur einer: Jürgen Klopp. Dortmunds Trainer erlebte einen ebenso engagierten wie disziplinierten und souveränen Auftritt seiner Mannschaft. Dortmund siegte am Ende völlig verdient mit 2:0 (1:0) und setzt sich damit vorerst an die Tabellenspitze der Bundesliga. (Wie die weiteren vier Partien am Nachmittag endeten, lesen Sie hier.) «Die Jungs haben rotzfrech gespielt. Und das ist nach solch einer physisch und psychisch anspruchsvollen Woche nicht selbstverständlich», lobte Klopp in der Pressekonferenz.

Für sein Gegenüber Stevens und die gesamte Schalker Fraktion war es hingegen ein ernüchternder Nachmittag. Die Knappen bekamen klar die Grenzen aufgezeigt und müssen nun mindestens bis zum Rückspiel im April 2012 mit der Schmach der Niederlage im Revierderby leben.

Für die mehr als 80.000 Zuschauer in Dortmund, die bei den letzten drei Heimspielen insgesamt 14 BVB-Tore erlebt hatten, war es diesmal hingegen kein Spektakel. Das lag vor allem am enttäuschenden Auftritt der Gäste. Schalke schaffte es in der gesamten ersten Halbzeit nicht, sich eine Torchance zu erspielen. Über weite Phasen kam bei den übernervös wirkenden «Knappen» nicht einmal im Ansatz Gefahr auf, auch die wenigen aussichtsreichen Standardsituationen wurden leichtfertig vergeben.

Beinahe wirkte es, als hätte Schalke noch die Niederlage unter der Woche in einem wichtigen Champions-League-Spiel in den Knochen, dabei musste doch der BVB eine 1:2-Schlappe bei Arsenal hinnehmen. Klopp stellte im Vergleich zum Mittwoch auf drei Positionen um: Für den verletzten Sven Bender kam Moritz Leitner ins Spiel. Statt Kevin Großkreutz spielte Mario Götze diesmal auf links, Jakub Blaszczykowski durfte dafür auf rechts ran. Shinji Kagawa musste ebenfalls auf der Bank bleiben. Seine Position übernahm Robert Lewandowski, ganz vorne feierte Lucas Barrios dafür sein Startelf-Debüt in dieser Saison.

Keiner der drei Neuen konnte sich in der ersten Hälfte besonders gut in Szene setzen. Leitner leistete sich einige Flüchtigkeitsfehler, Barrios war zweikampfschwach und hatte wenig Präsenz. Blaszczykowski war immerhin ein Aktivposten und entscheidend an der Dortmunder Führung beteiligt: Nachdem Christian Schulz ihn am rechten Flügel gefoult hatte, gab es Freistoß für Dortmund. Schmelzers Flanke verwertete Lewandowski in der Mitte per Kopf zum 1:0 (16.).

Zu diesem Zeitpunkt waren die Schwarz-Gelben längst Herr im Haus. Ein Schmelzer-Freistoß (2.) hätte den BVB in Front bringen können, auch Blaszczykowski (7.) und Barrios (12.) hatten gute Chancen. Nach der Führung hatte Dortmund erst recht alles im Griff. Götze vergab die beste Gelegenheit zum 2:0, als er nach Flanke von Blaszczykowski und einem Fehler von Kyriakos Papadopoulus aus fünf Metern an Schalke-Keeper Lars Unnerstall scheiterte (29.).

«Viel zu viele Spieler hatten nicht das Niveau, das sie normalerweise haben. In der ersten Halbzeit war es wie eine Erwachsenen- gegen eine Schüler-Mannschaft. Das ist zu wenig, dann kann man hier nicht bestehen», schimpfte Stevens nach dem Spiel.

Doch auch nach dem Seitenwechsel dominierte Dortmund. Schalke kam zwar etwas entschlossener aus der Kabine. Doch die kurze Drangphase entpuppte sich als Strohfeuer. Der Außennetztreffer von Lewis Holtby (53.) und ein Fernschuss von Papadopoulus (88.) blieben die einzigen halbwegs gefährlichen Szenen. Auch die frühe Einwechslung von Teemu Pukki als weiterem Stürmer verpuffte.

Spätestens nach dem 2:0 hatten die Schalker das Spiel dann wohl abgehakt. Mats Hummels legte nach einer guten Stunde per Kopf für Barrios auf, der schoss aber Unnerstall an. Den Abpraller verwandelte Felipe Santana überlegt.

Höhepunkte waren danach auch in der zweiten Hälfte rar: Barrios vergab noch zwei Hochkaräter nach Vorbereitung von Lewandowski (73.) und des eingewechselten Kagawa (78.). Unnerstall sorgte kurz vor Schluss mit einem klasse Reflex gegen Lewandowski dafür, dass die Niederlage nicht noch deutlicher ausfiel. Am meisten Aufregung gab es noch, als die Schalker Fans mit Pyrotechnik auf den Tribünen für kurze Unterbrechungen des Spiels sorgten und als es nach einem bösen Foul von Atsuto Uchida an Götze kurz nach dem 2:0 zur Rudelbildung kam.

Spaß hatte nach dem Abpfiff das Dortmunder Team, das fast geschlossen den Zaun an der Südtribüne erklomm, um mit den Anhängern zu feiern. Und bei den Fans des BVB dürfte noch ein besonderes Detail für gute Laune sorgen: In der Revierderby-Bilanz der Bundesliga führt Dortmund nun mit 28:27 gegen Schalke.

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Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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