Placebo – “B3”

Künstler Placebo

Einen Vorgeschmack aufs neue Album liefern Placebo mit "B3".
Einen Vorgeschmack aufs neue Album liefern Placebo mit “B3”.
EP B3
Label Universal
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung

Es gibt viele Gründe, eine EP zu machen, und Brian Molko hat aus all den Möglichkeiten eine ziemlich ehrenhafte ausgewählt: Er wollte Wort halten. Anfang des Jahres 2012 stellte der Placebo-Frontmann fest, dass das letzte Album seiner Band schon satte drei Jahre alt ist. Battle For The Sun war damals durchaus ein Erfolg, in zehn Ländern erreichte die Platte die Spitze der Charts. Doch seitdem ließen Placebo ihre Fans auf neues Material warten. Also verkündete Molko: Im Verlauf des Jahres 2012 wird es neue Lieder von uns geben.

Die Band war zwar schon eine Weile in Studios in London und Toronto am Werk, doch mit dem Tempo bei der Arbeit am siebten Album klappte es nicht so wie geplant. Deshalb gibt es jetzt die B3 EP, die zugleich Vorgeschmack als auch Zwischenschritt ist auf dem Weg zu dem, was dann Loud Like Love werden sollte.

“Wir drei hatten einfach wieder damit begonnen, Songs zu schreiben, ahnten aber, dass es bis zur Fertigstellung des gesamten Albums noch eine Weile dauern wird. Zudem hatten wir in unserer ersten Studiosession bereits ein paar Songs fertig im Kasten. Den Gedanken, mehr als ein halbes Jahr vor dem nächsten Album lediglich eine Single zu veröffentlichen, fanden wir aber unglücklich. Also wurde eine EP daraus”, erklärte Brian Molko im Interview mit Visions diese Entscheidung. “Wir wollten uns bei den Fans in Erinnerung bringen und sagen: Hey, wir sind noch da!”

Das gelingt mit den fünf Tracks (es gibt keine Single, alle Stücke sollen als eigenständig und gleichwertig betrachtet werden) gut. B3 am Beginn der EP hat alle Placebo-Markenzeichen, aber auch eine erfreuliche Schärfe. Die Zeile “I refuse to be left behind” darf dabei als programmatisch gelten: Man hört dem Track unter anderem wegen des sehr prominenten Keyboards an, dass Placebo hier eine Modernisierung anstreben. “Wir wollen uns zwar nicht vollkommen neu erfinden, aber doch wieder einmal eine neue Nische innerhalb unserer Welt besetzen”, erklärt Brian Molko. “Wir wollen überraschen – uns, die Fans und alle, die sich noch immer für Placebo interessieren. Ich hoffe, da gibt es noch ein paar.”

Eine erstaunliche Härte bietet die Minxus-Coverversion I Know You Want To Stop, mit einem zerstückelten Beat und einer Gitarre, die mindestens so heavy ist wie die bei Therapy? oder anderen deutlich brachialeren Acts. In The Extra wirft sich Brian Molko in seine Balladen-Lieblingspose: Zur Zeile ” If I am an extra in the film of my own life / then who the hell is the director?” gibt es Selbstmitleid und Pathos, die sofort ins Extrem gesteigert werden. “The streets are bleeding and democracy is dead”, heißt es sogar,

In die Nähe von U2 rückt I.K.W.Y.L. (der Songtitel steht für “I know where you live”) mit seinen verschwörerischen Gitarren und Disco-Anleihen. Der letzte Track ist der Höhepunkt der B3 EP: Getragen vom Klavier entwickelt Time Is Money eine spannende Atmosphäre, die mehr als sieben Minuten lang trägt, mit sanftem Beat und beinahe unhörbarem Bass.

Als Lebenszeichen und Appetizer für das nächste Album funktioniert B3 damit allemal, Und in ihren besten Momenten kann die EP als eigenes, gültiges, interessantes Statement gelten.

Placebo spielen B3 live – und sprechen Französisch:

httpv://www.youtube.com/watch?v=Co7mlvr1DXc

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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