Newton Faulkner – “Write It On Your Skin”

Künstler Newton Faulkner

Mit "Write It On Your Skin" will Newton Faulkner vielleicht Amerika erobern.
Mit “Write It On Your Skin” will Newton Faulkner vielleicht Amerika erobern.
Album Write It On Your Skin
Label Sony
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung

Kann ein weißer Mann gute Musik machen, der Dreadlocks hat, sich freiwillig auf Jamiroquai beruft und seinem erstgeborenen Sohn den Namen „Beau Henry“ gibt? Der für alle drei Mitglieder des finstersten Triumvirats der männlichen Gitarrenpopmusik (James Morrison, Paolo Nutini und John Mayer) schon das Vorprogramm bestritten hat? Der auch noch auf die dumme Idee kommt, man könne Popmusik an einer Hochschule erlernen (er besuchte die Guildford Academy Of Contemporary Music), und der kein Problem damit hat, eine Coverversion der Titelmelodie von Spongebob einzuspielen? Die Antwort lautet natürlich: nein.

Write It On Your Skin, das dritte Album von Newton Faulkner ist der Beweis. In seiner englischen Heimat hat der Endzwanziger damit im Sommer zwar die Spitze der Charts erreicht. Aber das ändert nichts daran, dass diese Platte nichts außer solidem Handwerk, peinlicher Schlagerstimmung und infantilen Texten zu bieten hat.

Pulling Teeth setzt zum Auftakt auf einen pumpenden Beat, überflüssige Effekte auf Gesang und Gitarre und die sehr erhellende Erkenntnis: „The ground is right beneath our feet.“ Soon klingt mit seinen dämlichen Percussions so, als hätten Fury In The Slaughterhouse einen Song für Owl City geschrieben, oder als würden Simply Red verzweifelt versuchen, sexy zu klingen.

Die Single Clouds beweist, dass das Rezept „HipHop-Beat + Monster-Refrain = Hit“ nur funktioniert, wenn der Refrain auch wirklich monströs gut ist. Hier klingt er allenfalls, als habe Milow halbherzig mit einem Drumcomputer experimentiert; auch von dem originellen Mandolinen-Intro kann so ein Track nicht mehr gerettet werden. In The Morning (mit singender Säge!) wäre genau das Richtige für alle Fans von Travis, die einen guten Teil ihres Geschmacks verloren und dafür nichts als noch ein weiteres Stück Schwermut gewonnen haben.

Erstmals hat Newton Faulkner für dieses Album mit anderen Musikern und Songwritern zusammengearbeitet, unter anderem mit seinem Bruder Toby oder dem Nexus-Team (Hurts, Lana Del Rey). Man will gar nicht wissen, wie schlecht Write It On Your Skin ohne deren Input gewesen wäre oder ohne die vorzeigbare Produktion eines fähigen Manns wie Sam Farrar (Phantom Planet), der ebenfalls an einigen der Lieder mitgeschrieben hat.

Dass man vor allem der ersten Hälfte dieser Platte anhört, wie liebend gerne Newton Faulkner auch die Herzen der Hörer in den USA erobern würde, tut Write It On Your Skin nicht gut. Brauchbar wird diese Musik nur, wenn sie sich zurücknimmt. Sugar In The Snow ist am Schluss ganz angenehm, auch in Against The Grain lässt Newton Faulkner erfreulicherweise endlich einmal den Zaunpfahl liegen und vertraut auf die Kraft seines Songs (der passabel ist, aber ein gutes Stück zu lang).

Das akustische Pick Up Your Broken Heart ist eines der wenigen Lieder mit einer halbwegs stimmigen Atmosphäre. Brick By Brick hat ein hübsches Break mit Flöten und einen netten Beat, aber ebenfalls die hier allgegenwärtige, nervtötend naive Botschaft: Das wird schon alles wieder, mach dir keine Sorgen, mache einfach weiter.

Im Titelsong ist die Verwandtschaft zu Jack Johnson am deutlichsten, dem Newton Faulkner ziemlich offensichtlich nacheifert. Die Strophe ist putzig und der Refrain hat immerhin ein bisschen Drive. Aber der Rest von Write It On Your Skin zeigt: Newton Faulkner verhält sich zu Jack Johnson wie DJ Ötzi zu Radiohead.

Spongebob ist nicht genug. Newton Faulkner meuchelt auch Bohemian Rhapsody:

httpv://www.youtube.com/watch?v=78lRFscMYN4

Homepage von Newton Faulkner.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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